Familientrio:Kinder unerwünscht

Lesezeit: 3 min

Lieber ohne Kinder heiraten? (Foto: Jorgen Haland/ Unsplash)

Die Patentante heiratet - will aber keine Kinder bei der Feier dabeihaben. Dabei wollte die Zweijährige Blumenmädchen sein. Was tun? Das Familientrio weiß Rat.

Die Schwester meines Mannes heiratet im Juni in Österreich. Mein Mann wird Trauzeuge. Nun wünscht sich der Verlobte ein Fest ohne Kinder, damit es "entspannter" wird. Unsere Kinder sind zweieinhalb Jahre alt und zehn Monate, ich könnte nicht mit, weil ich sie hüten muss. Was mich aber am meisten bekümmert: Meine Tochter ist das Patenkind meiner Schwägerin. Aber sie ist unerwünscht bei der Feier. Sie hatte sich schon so gefreut, Blumenmädchen bei der Hochzeit zu sein. Mit dem Paar reden hilft nicht, das haben wir schon versucht. Was sollen wir tun?

Susi R., Aargau, Schweiz

Margit Auer ist die Autorin der Kinderbuch-Bestseller-Reihe "Die Schule der magischen Tiere", die inzwischen mehr als acht Millionen Mal gedruckt und in 25 Sprachen übersetzt wurde. Sie hat drei erwachsene Söhne und lebt mitten in Bayern. (Foto: Auer)

Margit Auer:

Ein paar Vorteile hatte Corona dann doch: Wer unauffällig heiraten wollte, konnte das tun. Ich erinnere mich an eine Freundin, von Beruf Lehrerin, die am Vormittag in der Schule war, nachmittags beim Standesamt und am nächsten Tag verkündet hatte, sie bräuchte ein neues Türschild, weil sie ihren Namen geändert hat. Großes Hallo, wieder einen Tag später gab's Blümchen von der Klasse - fertig! Ein Traum, oder? Anscheinend nicht für jeden. Ich gehöre zu der Fraktion, die Hochzeitsfeste (ja, sogar das Heiraten an sich) für überschätzt halten. Dieses ewige Suchen nach der richtigen Location, die Auswahl des perfekten Einladungspapiers, das frühzeitige Buchen von Hotelzimmern für die Gäste - alles nicht mein Ding. Ich habe schon so viele gestresste Brautpaare erlebt, dass ich nur raten kann, einen Gang zurückzuschalten. Das gilt auch für die Gäste und ihre Erwartungen. Wenn die Tochter gerne ein Blumenkränzchen im Haar trägt (oder ist es gar der Wunsch der Mutter?), dann veranstalten Sie am 21. Juni ein Mittsommerfest. Laden Sie ein, wen Sie möchten (das ist nämlich Ihr Recht als Gastgeberin) - und genießen Sie den Tag!

Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt, Wissenschaftler und Autor von Erziehungsratgebern und des Blogs "Kinder verstehen". Er hat vier erwachsene Kinder und lebt mit Frau und jüngstem Kind in Ravensburg. (Foto: Verlag)

Herbert Renz-Polster:

In einem sind wir uns einig: Wie schade, dass das Hochzeitspaar nicht erleben darf, wie wunderbar es sich mit Kindern feiern lässt! Nur: Wie die beiden ihren Tag feiern, ist deren Entscheidung. Ihre Verantwortung ist nun, mit den Auswirkungen möglichst gut umzugehen. Hier würde ich versuchen, dem Negativen nicht zu viel Raum zu geben. So muss die Entscheidung der Brautleute ja nicht gleich heißen, dass Ihre Tochter "unerwünscht" ist, oder? Die beiden folgen lediglich einer anderen Vision von Fest. Das Wichtigste vielleicht: Dass Sie der "Solidaritätsfalle" entgehen, die da jetzt aufgeklappt vor Ihnen steht. Wenn hier tatsächlich eine Absage im Raum steht, dann müsste Ihr Mann ja entweder seine Schwester enttäuschen oder Sie. Das sollten Sie offen ansprechen, auch die Gefühlswelt, die daran hängt. Es kann sein, dass Ihr Mann aus dem Herzen heraus seiner Schwester den Wunsch erfüllen will, und Sie blicken da rein und sagen: So be it. Oder aber Ihr Mann erkennt dabei, wie kränkend es vielleicht für Sie ist, zu Hause die Kinder zu hüten, während er mit einem Paar feiert, das offenbar blind dafür ist, dass es mit seiner Hoch-Zeit Ihnen eine Tief-Zeit einbrockt. Es gibt da kein Richtig oder Falsch - alles eine Frage des Verständnisses und der begleitenden Stimmung. Das Gute ist: Wenn Sie eine "Lösung" finden, wird auch Ihre Tochter problemlos mitziehen. Und wenn wir schon bei der Stimmung sind: Warum fahren Sie nicht alle drei hin, nehmen sich in der Nähe ein B&B, dann kann Ihre Tochter am Abend vorher noch Blumen vorbeibringen?

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin und Moderatorin. Die Mutter einer Tochter wohnt in Potsdam und hat den Kinderbuch-Bestseller "Lotti und Otto" und den Elternratgeber "Ich bin dann mal Mama" verfasst. (Foto: Anatol Kotte)

Collien Ulmen-Fernandes:

Liebe Frau R., aber natürlich helfe ich Ihnen weiter, wofür gibt es schließlich das Familientrio? Sie dürfen meine Nachricht sehr gerne copy-pasten und an das Brautpaar weiterleiten: "Liebe Schwägerin, zunächst einmal wünsche ich Dir und Deinem Zukünftigen alles erdenklich Gute für den Plan, Euch im ewigen Bund der Liebe zu vermählen. Ich habe vernommen, dass dies ohne Kinder geschehen soll, weswegen ich leider mit großem Bedauern absage, weil ich sie hüten muss. Ich wünsche Euch ein tolles, geräuschloses Fest, in dem alle Abläufe funktionieren, keine Flasche umkippt, sich niemand bekleckert, keiner heult und auch niemand dumme Zwischenfragen stellt. Möge auch Eure Ehe frei von störendem Leben sein. Wenn nervige Blagen sich nähern, wünsche ich Euch jederzeit einen Poller, der Euch vor Kinderwagen, dem daraus schallenden Lärm und ähnlich nervigen Störgeräuschen schützt. Hochachtungsvoll und in Liebe, Deine Susi mit ________ und________." (Hier bitte die Namen der Kinder eintragen.)

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Familientrio
:Soll man das Familienfest verschieben?

Damit das Kleinkind zu seinem Mittagsschlaf kommt, wünscht sich die Schwester eine andere Uhrzeit für den Osterbrunch. Die Gastgeberin hat Bedenken, am Ende dennoch warten zu müssen. Das Familientrio weiß Rat.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: