Etikettenschwindel bei Lebensmitteln:Internet-Pranger für Klebeschinken

"Etikettenschwindel Einhalt gebieten": Nach dem Willen von Verbraucherschutzministerin Aigner sollen Konsumenten die schwarzen Schafe unter den Lebensmittelproduzenten künftig online bloßstellen können.

Im Juni ist die Lebensmittelampel im EU-Parlament denkbar knapp gescheitert und wird nun nicht warnend von Verpackungen blinken. Doch die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner hat bereits einen neuen Plan, um die Hersteller von Klebeschinken und Analogkäse abzustrafen: Die CSU-Politikerin will einen Internet-Pranger für falsch etikettierte Lebensmittel einführen.

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Verbraucher sollen künftig diese Produkte auf einer offiziellen Internetseite eintragen können. Damit will Aigner gegen irreführende Kennzeichnung von Lebensmitteln vorgehen. "Wir müssen dem Etikettenschwindel Einhalt gebieten", sagte sie der Bild am Sonntag.

Die Verbraucherzentrale Hessen solle dafür im Auftrag des Ministeriums im Frühjahr mit einer entsprechenden Internetseite online gehen. Verbraucher sollen dort Produkte benennen können, die ihrer Meinung nach nicht das enthalten, was Aufmachung oder Angaben versprechen. Verbraucherschützer sollen die Fälle prüfen und kommentieren. Auch die Unternehmen sollen die Möglichkeit zur Stellungnahme bekommen.

"Ich will den Dialog zwischen Verbrauchern und Wirtschaft ausbauen. Die Verbraucher müssen mit der Wahrheit bedient werden", sagte die Ministerin dem Blatt.

Industrievertreter zeigten sich skeptisch und warnten davor, die Plattform schaffe mehr Verunsicherung als Klarheit.

Aigner mahnte die Lebensmittelproduzenten wiederum, technische Neuerungen nicht zur Täuschung zu missbrauchen. "Klebeschinken oder Analogkäse sind Beispiele dafür", so die bayerische Politikerin.

Nach den Plänen ihres Ministeriums sollen auch solche Produkte ins Netz gestellt werden, die zwar nach geltenden Vorschriften gekennzeichnet sind, aber von Käufern als irreführend empfunden werden - eine Art Feldversuch für mehr Verbraucherverständnis. Bei Fällen eindeutiger Täuschung fordert die Ministerin ein strengeres Vorgehen durch die zuständigen Länderbehörden.

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