Ermittlungserfolg gegen Cosa Nostra:Schmutzige Geschäfte mit sauberer Energie

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Schwerer Schlag gegen die italienische Mafia: Bei einer groß angelegten Operation hat die Anti-Mafia-Ermittlungsbehörde Güter und Konten in Milliardenhöhe beschlagnahmt. Doch zufrieden sind die Mafiajäger noch lange nicht.

Von Andrea Bachstein, Rom

"Eine Operation, wie es sie noch nie gegeben hat": So bezeichnete Arturo De Felice am Mittwoch das, was seine Männer in den 24 Stunden zuvor unternommen haben. Der sichtlich zufriedene Chef der italienischen Anti-Mafia-Ermittlungsbehörde DIA konnte in Rom einen Schlag gegen die Cosa Nostra vermelden, derentwegen die sizilianische Mafia "Trauer trägt": sagenhafte 1,3 Milliarden Euro beträgt der Wert der beschlagnahmten Güter und Konten, welche die Ermittler alle dem Unternehmer Vito Nicastri zurechnen. "König der Windkraft" wird der 57-Jährige aus der Gegend von Alcamo genannt, die sonst eher für ihren Wein bekannt ist. Nicastri wiederum gilt als Statthalter und Strohmann eines der "Meistgesuchten", des sizilianischen Mafia-Oberhauptes Matteo Messina Denaro.

An Villen, Lager- und Bürohäuser zwischen Lombardei und Sizilien haben DIA-Beamte ihre Beschlagnahme-Bescheide geklebt: 98 Immobilien sind es insgesamt. Dazu kommen Dutzende Firmen, Firmenbeteiligungen, Konten, Geldkarten, Fonds und andere Finanzmittel sowie Fahrzeuge und Schiffe, darunter ein großer Katamaran, "von dem wir noch nicht wissen, was wir damit machen", wie De Felice sagte.

Die übrigen Güter werden - wie üblich in solchen Fällen - der Polizei oder sozialen Projekten zur Verfügung gestellt. Es seien "vorbeugende" Beschlagnahmungen, um den Fluss des Geldes und kriminelle Investitionen zu stoppen, erklärte der DIA-Chef. Wenn es um die Mafia geht, ist das in Italien möglich.

Dass mit Vito Nicastris Windkraftanlagen auf Sizilien nicht alles geheuer zugehe, den Verdacht gibt es schon lange. Drei Jahre, so De Felice, hätten seine Leute Geldbewegungen beobachtet, ehe sie zuschlugen - überzeugt, dass der Geschäftsmann mit der sauberen Energie schmutzige Geschäfte betreibe. Der Mann, der sich vom Elektriker zum Großunternehmer entwickelte, konnte den Ermittlern einfach nicht erklären, aus welchen legalen Quellen das Geld seiner Firmen stammte. Dafür konnte DIA seine Kontakte mit Mafiosi nachvollziehen, nicht nur mit Leuten Denaros, auch mit Clans der kalabrischen 'Ndrangheta.

Besiegt, so DIA-Chef De Felice, sei die Cosa Nostra nun zwar nicht. Aber deutlich geschwächt.

© SZ vom 04.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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