Serie: Die Altersweisen:Was hast du von deinen Eltern gelernt?

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Wie junge und alte Menschen die Welt sehen und erleben, erzählen sie in dieser Kolumne.

Protokolle von Niko Kappel

Paul, 18, kommt aus Berlin und engagiert sich im Landesschülerausschuss

(Foto: privat)

"Ich habe von meinen Eltern gelernt, kritisch zu denken. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich glaube, dadurch kann ich mich oft in Debatten besser repräsentieren als andere. Es gibt mir die Möglichkeit, besser an Probleme heranzugehen. Das nutze ich, um mich für andere Menschen einzusetzen, zum Beispiel hier im Landeschülerausschuss in Berlin. Dort komme ich mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch und versuche, etwas für junge Menschen zu erreichen. Zum Bespiel kämpfe ich für bessere Lehrräume oder Hausaufgabenbetreuung. Viele junge Leute haben nicht diese Möglichkeit zu partizipieren, und das finde ich total unfair. Nur, weil ich aus einem Akademikerhaushalt komme, wurde mir meine Debattenstärke vermittelt. Weil meine Familie Geld hat, muss ich nicht arbeiten und kann mich hier ehrenamtlich engagieren. Ich bin meinen Eltern unglaublich dankbar, dass ich das machen kann. Aber ich finde es auch nicht gerecht. Der Staat hat ganz viel Nachholbedarf, was Chancengleichheit angeht. Viel mehr Jugendliche sollten die Möglichkeiten bekommen, die ich habe."

Karlo, 86, wohnt in Reutlingen und gärtnert gerne

(Foto: privat)

"Meine Eltern haben mir beigebracht, dass es wichtig ist, sich mit guter Gesellschaft zu umgeben, also nach Bekanntschaften mit guten Werten zu suchen. Damit meine ich zum Beispiel Verlässlichkeit, Demut und Vertrauen. Denn eines haben meine Eltern immer betont: Die Erziehung endet mit dem Teenager-Alter. Danach formen dich die Menschen, mit denen du dich im Alltag umgibst. Das Elternhaus spielt dann keine große Rolle mehr.

Ich habe versucht, das auch an meine Söhne weiterzugehen: 'Sucht euch Freunde, auf die ihr euch verlassen könnt. Denn sie machen aus, wer ihr als Menschen seid.' Meine Eltern haben mir für die damalige Zeit, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, viele Freiheiten gelassen. Dafür bin ich dankbar. Durch sie bin ich persönlich der festen Überzeugung, dass man seinen Kindern vertrauen und sie ihren eigenen Weg gehen lassen sollte."

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