Badetücher am Tegernsee:Tuch der Tücher

Der Mensch und sein Badeutensil - das ist meist eine Geschichte intensiver Freundschaft. Wir waren da mal am Tegernsee und haben uns was erzählen lassen.

Von Martin Zips (Text) und Florian Peljak (Fotos)

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Laurent Dousset, 58, Computerexperte bei einer Bank in Nantes, Frankreich.

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"Was? Sie wollen mein Badetuch fotografieren? Das ist ja eine verrückte Idee. Gehört der Fotograf mit der Leiter zu Ihnen? Ist Ihnen nicht heiß? Also: Dieses Badetuch habe ich von meiner Tochter geschenkt bekommen. Damals, als sie noch jung war und bei uns wohnte. Mittlerweile arbeitet sie in Aachen und ist schon 29 Jahre alt. ,La serviette de mon papa' heißt ja auch nichts anderes als ,Das Badetuch von meinem Papa'. Wenn man als Vater so etwas geschenkt bekommt, dann macht das einen natürlich froh. Das Tuch erinnert mich an die Zeit, in der die Kinder noch Kinder waren und die Familie zusammen. Deshalb benutze ich es auch heute noch. Zum Beispiel jetzt, wo ich gemeinsam mit meiner Frau von Salzburg in Richtung Schwangau unterwegs bin und wir hier am Tegernsee nur einen kleinen Badestopp eingelegt haben. Aber ich gebe zu: Das Tuch ist ein bisschen zu klein für mich."

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Heidi Baumgartl, 61, Bürokauffrau aus Sindelfingen.

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"Gerade war ich mit meinem Badetuch noch in Südafrika unterwegs, in Kapstadt, aber jetzt freue ich mich, mit meinem Enkel Liam am Tegernsee drauf zu liegen. Dieser Stoff mit den knalligen Farben ist doch toll, oder? Mein Mann legt bei seinen Badesachen ja vor allem Wert darauf, dass irgendwo das Logo von Borussia Mönchengladbach zu finden ist. Das ist dieser Fußballverein. Für mich ist das nicht so wichtig. Ich liebe mein Badetuch, das ich irgendwann einmal in Miami gekauft habe. Da haben wir Familienurlaub gemacht. Ein bisschen erinnert es mich auch an das Badetuch meiner Kindheit. Das war ganz klassisch, mit roten und grünen Streifen drauf. Sehen Sie, jetzt guckt mein Mann wieder rüber auf die andere Seeseite. Weil dort drüben, da haben die Borussen im Juli immer ihr Trainingslager. Ich schaue lieber auf den See oder freue mich über Tochter und Enkel. Und mein Badetuch."

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Michael Scheffler, 65, Anzeigenleiter im Ruhestand, Neuss.

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"Ein echt super Badetuch ist das, ich habe es mir vor einigen Jahren mal in der Türkei gekauft. Während eines Urlaubs in der Nähe von Antalya. Vorher hab ich immer das Tuch aus meiner Kindheit benutzt. Kachelblau. Liegt daheim noch im Schrank. Das neue Tuch ist noch nicht ganz so lange an meiner Seite wie meine Frau Marita, mit der ich seit 40 Jahren verheiratet bin. Gibt es heute noch Badetücher, die 40 Jahre halten? Früher dachte ich, Tücher müssen immer aus Frottee sein, aber das hier ist ebenso saugfähig und viel, viel leichter. Ich habe es immer dabei. Auf Amrum, Rügen, Mallorca, in Meck-Pomm und den Mazuren. Auch damals beim Papst? Ich bin mir nicht sicher. Gerade bin ich damit jedenfalls über die Alpen gewandert. Vom Tegernsee bis nach Sterzing - zurück wurden wir gebracht. Das Tuch hat man überhaupt nicht gemerkt, im Rucksack. Ich sag mal so: Auch heute ist nicht alles schlecht."

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Anna Meck, 20, Graphik-Studentin aus München.

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"Badetücher sind eben noch total analog. Das ist ja das Beruhigende. Die halten jahrelang zu Dir, egal, was auch kommen mag. Meines habe ich mal als kleines Kind von einer Verkäuferin in München geschenkt bekommen. Das ist mindestens zwölf Jahre her. Aber ich benutze es noch immer. Vor allem, wenn ich im Sommer baden gehe. Es war schon am Plattensee dabei, bei meinem ersten Urlaub ohne Eltern. Später war ich mit meinem Badetuch dann in Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und den USA unterwegs. Mir war immer wichtig, dass ich es für mich allein benutze. Für zwei Personen ist da ja eh kein Platz drauf. Außerdem mag ich nicht, wenn mir irgendjemand Sand aufs Tuch bröselt. Letztens hat mir eine Windböe mein Tuch von meinem Balkon direkt in einen Baum geweht. Da bin ich ganz erschrocken. Aber ich habe es wieder zurückbekommen. Wie gesagt: Mein Badetuch ist mein treuester Begleiter."

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Uschi Flock, 55, und Werner Flock, 57, Hauswirtschaftsleiterin in einem Seniorenheim und Kriminalbeamter, aus Vogt in Baden-Württemberg.

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"Wir sind seit 33 Jahren verheiratet, unsere beiden Badetücher besitzen wir schon genauso lang. Eigentlich unglaublich, wie viele Jahre wir die mit uns herumtragen. Keine Ahnung, wo wir die gekauft haben. Es muss aber ganz am Anfang unserer Beziehung gewesen sein. Wir haben uns ja damals über die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft kennengelernt. Ganz entscheidend war, dass Uschis Kassettenrekorder irgendwann kaputt ging - und da kam Werner vorbei, um ihn zu reparieren. Merkwürdig, dass die beiden Badetücher ,Made in Brazil' sind, das sehen wir erst jetzt. Nein, in Brasilien waren wir noch nie. Nur auf Gran Canaria, Ibiza und Mallorca. Wissen Sie, wir sind mehr so Seehüpfer aus der deutschen Provinz. Und tropisch sind nur die Pflanzen und Tiere auf unseren Tüchern. Aber deren Farben sind auch schon verwaschen."

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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