Zum Tod von Oscar Niemeyer:Kurviges an der Copacabana

Oscar Niemeyer ist tot. Lateinamerikas Stararchitekt und Schöpfer der Planstadt Brasilia zählte zu den schaffensreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine kurvigen Gebäude widersetzten sich optisch jeglicher Schwerkraft. Sein Lebenswerk in Bildern.

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Oscar Niemeyer ist tot. Lateinamerikas Stararchitekt und Schöpfer der Planstadt Brasilia zählte zu den schaffenreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine kurvigen Gebäude widersetzten sich optisch jeglicher Schwerkraft. Sein Lebenswerk in Bildern. Das Rezept seines Erfolges: Form follows beauty. Oscar Niemeyers architektonische Vorbilder waren nach eigenen Angaben Zeit seines Lebens die weißen Strände, riesigen Berge - und die schönen Frauen aus der Bucht von Rio. Beeindruckende, majestätische und dennoch immer leicht und luftig wirkende, nahezu anschmiegsame Bauten entstanden aus diesem Anspruch heraus: 600 sind es insgesamt weltweit. Damit gilt Oscar Niemyer als der bedeutendste Architekt unserer Zeit. Im Bild: Der National Congress in Brasilia.

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Oscar Niemeyer (15. Dezember 1907 - 5. Dezember 2012) im Jahre 1967 in Rio de Janeiro. Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho schien in der Lage, die Schwerkraft aufzuheben. Er stützte riesige Wohnblocks auf Pfeiler, die so schlank und anmutig wirkten wie Frauenbeine. Geschwungene Pfade führten durch die Stockwerke wie von einer Wolke zur anderen. Geländer waren überflüssig.

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Innerhalb weniger Jahre wurde die Planstadt Brasilia aus dem Boden gestampft. Hier ein Bild aus der Bauphase im Jahre 1958.

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Die Planstadt Brasilia wurde 1960 fertiggestellt und löste Rio de Janeiro als neue Hauptstadt des Landes ab. Verantwortlicher Stadtplaner war Lúcio Costa, der Architekt Oscar Niemeyer trug als Chef des staatlichen Bauamtes die Verantwortung für das Projekt Brasilia und entwarf die öffentlichen Gebäude.

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Detail des Nationalkongress in Brasilia. Das Gebäude, in dem beide Kammern der Legislative untergebracht sind, wurde zwischen 1958 und 1960 errichtet.

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Als Grundriss für die Stadt wurde die Form eines Flugzeuges gewählt. Sie wird architektonisch von der Kathedrale und dem Parlamentsgebäude geprägt.

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Die Catedral Metropolitana in der Planhauptstadt Brasilia, 1958 von Oscar Niemeyer entworfen.

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Für die kreisrunde, halb in die Erde eingelassene Kirche wählte der Architekt vor allem Materialien wie Beton und Glas. Im Bild: Bauarbeiten im Jahr 1959.

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Gigantische Betonstreben lassen die Kathedrale zu einem überdimensionalen Blütenkelch zusammenwachsen.

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Das brasilianische Nationalmuseum, das 2007 eingeweiht wurde.

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Niemeyer war ein Pionier in der Verwendung von Stahlbeton. Das Material ermöglichte ihm das Gestalten von kurvenreichen schwebenden Gebäudelementen. Der Mensch Oscar Niemeyer schien in der Lage, die Sterblichkeit zu überwinden. 1988, als er schon 80 Jahre alt war, bekam er den Pritzker-Preis. Mit 98 heiratete er zum zweiten Mal. Und gleich nach der Hochzeit kehrte er wieder an den Zeichentisch zurück. Manche seiner Bauten erscheinen wie nicht ganz von dieser Welt: ein Museum in Form eines Ufos, ein Spaßbad in Potsdam, eine Bibliothek des Paranormalen.

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Zu den vielen Preisen, die Niemeyer erhalten hat, gehört auch die Ehrung als Kommandeur der französischen Ehrenlegion in seinem Studio an der Copacabana. Hier mit der damaligen Präsidentschaftskandidatin und heutigen Präsidentin Brasiliens, Dilma Roussef. Am Mittwochabend ist Niemeyer, zehn Tage vor seinem 105. Geburtstag, an einer Infektion der Atemwege gestorben. Er wurde seit Wochen im Samaritano-Hospital in Rio de Janeiro behandelt. Zuletzt lag er im künstlichen Koma und wurde nur noch mit Hilfe von Geräten am Leben gehalten.

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Zwei brasilianische Ikonen unter sich: Fußball-Legende Pele und Starachitekt Oscar Niemeyer.

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Das Museum für Zeitgenössische Kunst (MAC), eine einprägsame Konstruktion Niemeyers im brasilianischen Niteroi. Das MAC wurde 1996 an der Guanabara Bay errichtet. Von hier aus kann das Publikum den Zuckerhut betrachten. Anmerkung d. Red: In einer vorherigen Version dieser Bildergalerie wurde der Zuckerhut fälschlicherweise als siebtes Weltwunder deklariert. Wir haben diese Information inzwischen korrigiert.

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Das Edifício Copan, ein 140 Meter hohes Wohnhaus in São Paulo. Das 1966 fertiggestellte Gebäude verfügt über die größte Wohnfläche (116.152,59 Quadratmeter) aller Wohngebäude weltweit.

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2003, im hohen Alter von 95 Jahren, blickt Oscar Niemeyer aus seinem Büro über die Copacabana in Rio.

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Auch am Bau des Hauptgebäudes der Vereinten Nationen mit dem Sitz des Weltsicherheitsrats am United Nations Plaza in New York war Niemeyer mit seiner unverkennbaren Handschrift beteiligt.

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Das UN-Hauptquartier am East River in Manhattan aus einer anderen Perspektive.

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Planalto-Palast in Brasilia. Die brasilianische Hauptstadt zählt aufgrund ihrer architektonischen Bedeutung zum Weltkulturerbe der UNESCO.

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Der Parque do Ibirapuera in São Paulo.

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Noch im Februar dieses Jahres wohnte Niemeyer der Eröffnung des renovierten Sambadroms in Rio de Janeiro bei, das von ihm entworfen wurde.

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Niemeyer war nicht nur der letzte noch lebende Gigant der architektonischen Moderne, sondern auch ihr erfolgreichster Überwinder. Dass sich die Welt durch Bauen verbessern lasse, davon war er ebenso überzeugt wie Le Corbusier und andere seiner Zeitgenossen. Doch es war nicht das Rationalitätsideal und die kalte Lust am Sozialengineering, denen er dabei folgte, sondern ein zärtlicher und empfindsamer Humanismus. Im Bild: Innenansicht des Außenministeriums in Brasilia mit freischwebender Treppe.

© Süddeutsche.de/jhl/dho/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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