"Zeiten des Aufruhrs" in Berlin:Home Sweet Home

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Die Wheelers führen eine typische Fünfzigerjahreehe im Vorstadtidyll - und schaffen den Ausbruch nicht: Maren Eggert und Alexander Khuon. (Foto: Arno Declair)

Und wieder einmal scheitert eine Ehe: Jette Steckel inszeniert "Zeiten des Aufruhrs" nach dem Roman von Richard Yates am Deutschen Theater Berlin.

Von Anna Fastabend

Es ist ein jämmerliches Bild, wie die von Maren Eggert verkörperte April Wheeler nach dem schäbigen Seitensprung auf dem ausladenden Bauch von Christoph Franken sitzt. Sie, die grazile Diva im Paillettenjumpsuit, auf ihm, dem übergewichtigen Vorstadtcasanova mit heruntergelassenen Hosen. Die beiden sind ein denkbar ungleiches Paar, das unter normalen Umständen vermutlich nie zusammengekommen wäre. Und tatsächlich ist dieser One-Night-Stand ein Akt der Verzweiflung. April, eine unzufriedene Hausfrau, hatte ihren Ehemann eigentlich dazu überredet, nach Paris auszuwandern, doch dann macht ihr eine ungewollte Schwangerschaft einen Strich durch die Träumerei. Mit "Zeiten des Aufruhrs" bringt Jette Steckel den Debütroman von Richard Yates auf die Bühne des Deutschen Theaters in Berlin. Die am Stadtrand von New York angesiedelte Geschichte ist ein Klassiker der amerikanischen Literatur, wurde 2008 mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen zum Kinohit und spiegelt das amerikanische Lebensgefühl der Fünfzigerjahre wieder. Viele Menschen waren damals verunsichert von der Bedrohung des Kalten Krieges und der Jagd auf Kommunisten im eigenen Land. Man sehnte sich nach Stabilität und Zugehörigkeit und strebte einen konformistischen Lebensstil an, der vor allem von den Frauen dieser Zeit eine enorme Anpassungsleistung erforderte.

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