Berlin-Biennale:Neue Kuratorin ernannt

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Die Kuratorin und Autorin Zasha Colah ist in Mumbai geboren und lebt heute in Turin. (Foto: M. Ben Hamouda)

Zasha Colah wird die auf 2025 verschobene Ausstellung leiten.

Von Jörg Häntzschel

Die 1982 in Mumbai geborene Kuratorin und Autorin Zasha Colah wird die nächste, 2025 stattfindende Berlin-Biennale leiten. Colah ist in Mumbai und Lusaka, Sambia, aufgewachsen, pendelte dann zwischen Berlin und Mumbai und lebt heute in Turin. Neben ihrer Arbeit an zwei Museen in Mumbai war sie dort Mitgründerin der Clark House Initiative, einer unabhängigen Kunstinitiative. Sie unterrichtet an der Kunstakademie in Mailand, ist eine der Leiterinnen des Bozener Kunstvereins Ar/Ge Kunst und kuratierte in den letzten zehn Jahren etliche Ausstellungen auf der ganzen Welt, etwa 2016 beim Steirischen Herbst.

Eine wichtige Rolle in ihren Ausstellungen spielt der Humor als Strategie gegen Repression

Wie die von Kader Attia kuratierte Ausgabe von 2022, die sich mit der Geschichte und den Folgen des Kolonialismus beschäftigte, dürfte auch die von Colah kuratierte Biennale um politische Themen kreisen. In etlichen ihrer Ausstellungen und Texte hat sich Colah mit künstlerischen Antworten auf soziale Ungerechtigkeit und politische Unterdrückung beschäftigt. Sie hat unter anderem mehrfach mit politischen Gefangenen aus Myanmar gearbeitet und deren in der Haft entstandenen Arbeiten gezeigt. Eine wichtige Rolle spielt in ihren Ausstellungen auch der Humor als Strategie gegen Repression und Unfreiheit.

Eigentlich hätte die Biennale schon im nächsten Jahr stattfinden sollen. Vor drei Wochen gab die Kulturstiftung des Bundes, die Hauptgeldgeberin der Biennale, jedoch überraschend bekannt, die Ausstellung werde um ein Jahr verschoben. Als offiziellen Grund gab die Kulturstiftung "pandemiebedingte Verzögerungen" an. Außerdem hätte durch die ebenfalls im nächsten Jahr stattfindende Venedig-Biennale und die Manifesta ein "Superkunstjahr" gedroht, mit Konkurrenz um Aufmerksamkeit und Sponsorengelder. Die Chefin der Kulturstiftung, Katarzyna Wielga-Skolimoswka, sprach gegenüber der SZ von einer schon seit längerem beklagten "Überproduktion" in der Kultur, die die Institutionen zunehmend "an die Grenzen" bringe, und von einer allgemeinen "Überforderung" von Akteuren und Publikum. Mit dem neuen Datum wechseln sich Venedig- und Berlin-Biennale nun wieder ab. Allerdings hat es "Superkunstjahre" schon öfter gegeben, und die Kunstwelt hat sie bislang gut verkraftet, zuletzt erst 2022, als die Biennale, die Documenta und die Manifesta zusammenfielen. In Wahrheit, so berichteten mehrere Medien in den vergangenen Tagen, gehe die Verschiebung auf Probleme bei der Auswahl der Kuratoren zurück.

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