Da kommt es, das Wunder. Acht Musiker schreiten über das Parkett in den Lichtkegel des arenahaften Pierre-Boulez-Saals. Staunende Augenpaare rundherum beobachten, wie sie sich israelische und palästinensische Musiker in einem Kreis einander gegenübersetzen. Wie der Leiter Michael Barenboim die Augen schließt, die Geige in der einen Hand, wie er schwer in diese geladene Luft ausatmet, wie er sich mit der anderen Hand über das junge, traurige Gesicht streicht. Dann zieht er die Brauen hoch und mit einem Blick dirigiert er wortlos die Runde. Man wagt nicht zu blinzeln, man rechnet jede Sekunde damit, dass hier heute, am 9. November, noch etwas Verrücktes passiert, ein Boykott, Buh-Rufe, irgendwer, der eine Kufiya hisst und vom Kolonialismus faselt, man weiß ja nicht mehr. Aber da heben die Streicher die Bögen, und ganz leise, ganz vorsichtig dringen die ersten Töne von Paul Hindemiths "Trauermusik" durch den Saal.
West-Eastern Divan Orchestra:Hier spielt die Hoffnung
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Michael Barenboims West-Eastern Divan Orchestra vereint palästinensische und israelische Musiker. Was wird nun aus dem Friedensprojekt seines Vaters? Ein Treffen in Berlin.
Von Marlene Knobloch
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