Das muss man erleben, wie die grandiose Tianwa Yang mit ihrem hochgespannten Klavierpartner Nicholas Rimmer die widerspenstige, verrückte, ja vertrackte C-Dur-Fantasie von Franz Schubert nicht etwa in einer Mischung aus glatter Perfektion und gefühlvoller Freundlichkeit bietet, sondern die heftigen Kontraste auslebt und in alle Richtungen auslotet, sie vom zartesten Pianissimo bis zu artistischen Halsbrechereien mit rhythmischem Pointierungsfeuer und blitzenden Spitzentönen zu glühendem Leben erweckt. Es hat etwas von tollkühnem Seiltanz an sich, bei dem den Zuhörern der Atem stockt, und doch gelingt den beiden Musikern das nahezu Unmögliche, nämlich Schuberts weitest ausschwingende Poesie mit seiner mehr als eigenwilligen, keineswegs den Instrumenten entgegenkommenden Vorstellung von ambitionierter Virtuosität mitreißend zusammenzuzwingen. So geschehen im akustisch strohtrockenen Burkardus-Saal von Kloster Himmelpforten in Würzburg während des Mozartlabors des diesjährigen Würzburger Mozartfests. Schubert schrieb sein tolldreistes Stück 1827 unter dem Eindruck des böhmischen Violinisten Josef Slawik, der dem sagenhaften Niccolò Paganini, dem Geiger aller Geiger, nacheiferte. 1828 erlebte Schubert in Wien dann Paganini persönlich und glaubte "die Stimme eines Engels" gehört zu haben.
Klassik:So leicht kann Musik klingen
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Tianwa Yang wurde mit 13 berühmt, mehr als zwei Jahrzehnte später ist sie eine der virtuosesten Geigerinnen der Welt. Ein Treffen mit einer Ausnahmekünstlerin.
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