Frankfurt am Main:„Richard III.“ in Frankfurt: „Wir werden sie jagen!“

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Frankfurt/Main (dpa) - Tatort-Kommissar Wolfram Koch hat als "Richard III." am Schauspiel Frankfurt die erste Spielzeit unter neuer Leitung eröffnet. Dreieinhalb Stunden lang tobte das Ensemble des neuen Intendanten Anselm Weber am Donnerstagabend durch den Großen Saal - eine Bühne im traditionellen Sinne gab es nicht, dafür große Schauspielkunst und langen Applaus.

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Frankfurt/Main (dpa) - Tatort-Kommissar Wolfram Koch hat als Richard III. am Schauspiel Frankfurt die erste Spielzeit unter neuer Leitung eröffnet. Dreieinhalb Stunden lang tobte das Ensemble des neuen Intendanten Anselm Weber am Donnerstagabend durch den Großen Saal - eine Bühne im traditionellen Sinne gab es nicht, dafür große Schauspielkunst und langen Applaus.

Bühnenbilder Stéphane Laimé schüttete eine Art Grabhügel aus Asche und Schmutz auf, außen herum die aufsteigenden Stuhlreihen. Die Schauspieler sitzen zwischen den Zuschauern, rasen die Treppen auf und ab, machen auch die äußersten Ränder des Saals zur Bühne. Schmeicheln, Gerüchte streuen, Allianzen schmieden, dreiste Lügen und Mord - dem Egomanen Richard ist jedes Mittel recht. 

Teilweise neu übersetzt von Gabriella Bußacker kommt der Shakespearesche Erzbösewicht wie ein Zeitgenosse daher. Wie ist es möglich, dass so ein Psychopath an die Macht kommt? In der Inszenierung von Jan Bosse mag die Antwort lauten: Alle haben Dreck am Stecken, lassen sich benutzen, versprechen sich Vorteile oder passen einfach nicht genug auf.

Für Intendant Weber ist Richard III. „das Stück der Stunde“, wie er im dpa-Interview sagte: „Es gibt keinen politisch brisanteren Stoff über den Narzissmus, der in der Welt vorherrscht.“ Die Parallelen sind klar, werden aber nicht platt ausgespielt - kein Richard in Trump-Perücke und keine AfD-Logos, auch wenn der Satz „Wir werden sie jagen!“ das Publikum zucken lässt. 

Zu Beginn der Spielzeit folgen zwei weitere Premieren: die Uraufführung von Laura Naumanns „Das hässliche Universum“ - eine Auftragsarbeit des Schauspiel Frankfurt - am Freitag und „Woyzeck“ von Georg Büchner am Samstag.

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