SZ-Serie: Wem gehört die Kunst?, Folge 4:Die Last des Erbes

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Auch wenn ein Stück wie dieser Schrank einen Hinweis aus der NS-Zeit trägt, ist die Herkunft nur schwer zu klären. (Foto: oh)

Carolin Lange ist Provenienzforscherin. Im Auftrag des Stadtmuseums hat sie versucht, die Herkunft von Gebrauchsgegenständen zu klären, die in der NS-Zeit den Besitzer wechselten

Von Evelyn Vogel

Manchmal hab ich schon gedacht: Bei einem Picasso wär ich schneller", sagt die Provenienzforscherin Carolin Lange und lacht. Ihr hingegen wurde kein Picasso-Gemälde unter Raubkunstverdacht vorgelegt, sondern Objekte aus Glas, Porzellan und Silber, Möbel und Textilien sowie allerhand anderer Hausrat, bei denen jüdische Voreigentümer vermutet wurden. Manchmal waren es hochwertige Alltagsgegenstände wie edle Kaffee- und Essservice oder Leuchter, viel öfter aber Massenware wie Dessertschälchen, Geschirrtücher oder Bettwäsche. "Das ist ja das Besondere und Erschreckende am Raub von Alltagsgegenständen: Es war so verdammt viel", sagt Lange. Das belegt auch eindrucksvoll eine kürzlich in der ARD gesendete Dokumentation "Die Versteigerer" (in der Mediathek noch bis 24. Dezember abrufbar). Nur selten sind solche Gebrauchsgegenstände mit einem Hinweis versehen, der einen Ansatzpunkt liefern kann. Und Auktionskataloge wie bei Kunstwerken oder Antiquitäten gibt es für diese Alltagsdinge nicht.

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