Sudoku:Bang, Bang, Bang!

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Will Shortz ist ein Kreuzworträtselstar in den USA. Reich geworden ist er erst jetzt - mit dem Massenphänomen Sudoku.

Andrian Kreye

Der Kreuzworträtselredakteur der New York Times, Will Shortz, galt lange als esoterische Kultfigur des gebildeten Amerika. Keiner konstruiert so raffinierte und moderne Rätsel wie der freundliche Herr mit den unauffälligen Tweed-sakkos und dem gepflegten Schnauzer.

Der Dokumentarfilm "Wordplay" baut ihn nun zum Superstar auf. Die Zahlen sprechen für sich - 50 Millionen Amerikaner lösen Kreuzworträtsel. 25 Prozent aller New York Times-Leser schlagen als Erstes die Rätselseite auf. Im Film gestehen prominente Amerikaner, süchtig nach Shortz' Rätseln zu sein - Ex-Präsident Bill Clinton, die Folksängerinnen der Indigo Girls, die gesamte Mannschaft der Yankees. Fernsehkomiker Jon Stewart erklärt dann auch, warum Shortz der Beste ist: "Ich kann auch das Rätsel in der USA Today lösen. Aber das ist kein Erfolgserlebnis."

Reich geworden ist Will Shortz allerdings nicht mit seinen Kreuzworträtseln, sondern mit dem Massenphänomen Sudoku. Fünf Millionen Bücher mit Sudokus hat er schon verkauft. Die New York Times druckt die japanischen Zahlenrätsel als einzige amerikanische Zeitung nicht ab, obwohl sie sich in der Branche als Auflagenmotor erwiesen haben. Sudoku passt jedoch nicht zur intellektuellen Markenpräsenz der Zeitung.

Shortz vergleicht das Sudokurätseln mit der Datenverarbeitung eines Computerchips. Bildung, Humor und Intelligenz sind da nicht gefragt. Man muss nicht einmal lesen können. Für den Massenerfolg gibt es laut Shortz eine psychologische Erklärung.

Normalerweise tüftle man an einem Sudoku zunächst lange herum, bleibe dann meist auf halbem Wege stecken, bis der Durchbruch kommt. Die letzten Zahlenreihen fülle man dann "Bang, Bang, Bang!" in einem Aufwasch. "Das ist der Schlüssel zur Sucht", sagt er. Denn nach dem kurzen rauschhaften Erfolgserlebnis will man gleich das Nächste lösen.

© SZ vom 21.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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