Der Ausnahmezustand ist nichts Besonderes für die Frankfurter Produktionsfirma Slowboat Films. Das Label ist eine One-Man-Show des Filmemachers M.A. Littler, unter dem er seit 1999 Filme und Musikvideos herausbringt. Independentkino in Reinform. Littler produziert alles selbst, um künstlerisch unabhängig zu bleiben, ein hartes Geschäft. Slowboat ist eine interdisziplinäre Ideenmanufaktur. In den Dokumentar- und Spielfilmen geht es um Handgemachtes: Musik, Literatur und Fotografie. Littler nennt das "Maverick Cinema", denn er versammelt in seinen Filmen Querdenker, Außenseiter, Eigenbrötler, die ihre Ideen jenseits der gängigen Denk- und Produktionsstrukturen realisieren.
Musikdokumentarfilme sind das Herzstück des Labels, mit "Voodoo Rhythm - The Gospel of Primitive Rock'n'Roll" über das gleichnamige Berner Plattenlabel fing alles an. "Hard Soil - The Muddy Roots of American Music" (2013) geht der Bedeutung der amerikanischen Rootsmusik im 21. Jahrhundert nach. Ein minimalistisches Nachdenken über die Gebrochenheit des Lebens. Die Suche nach alternativen Ausdrucksformen, die es ermöglichen, diesen Bruch zu überbrücken, verbindet Littlers Protagonisten, auch in den Spielfilmen. In "The Road To Nod" muss der Gangster Parrish nach einem Gefängnisaufenthalt feststellen, dass sich das Business dramatisch geändert und für ihn keinen Platz mehr hat.
Gesellschaftskritik von Denkern wie Noam Chomsky
Die spirituellen Reisen aus Road Movie und Film Noir treffen in Littlers Filmen auf den Folk von Musikern wie Sean Wheeler und Zander Schloss, aber auch auf die Gesellschaftskritik von Denkern wie Noam Chomsky oder Mark Mirabello. Diese hinterfragen im Dokumentarfilm "The Kingdom of Survival"bestehende Gesellschaftsverhältnisse und suchen nach alternativen Perspektiven.
Unter www.slowboatfilms.com sind alle elf Titel sowie die Musikvideos digital verfügbar. Wer M.A. Littler nach dem Download eine Nachricht schickt, bekommt aktuell die Kosten zurückerstattet - angenehm direkt. Er wolle es denen, die von der Coronakrise besonders stark betroffen sind, nicht auch noch zusätzlich schwer machen, an Musik und geistigen Input zu kommen, betont er. "Profit daraus zu schlagen, fände ich obszön."