Roland Barthes: "Proust. Aufsätze und Notizen":Schreiben wie er

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"Das reale Buch war nur das Scheitern des gewünschten Buchs", schrieb Roland Barthes über das Hauptwerk Marcel Prousts, hier im Bild. (Foto: GL Archive/mauritius images / Alamy Stock)

Das konnte nur Roland Barthes: von sich sprechen, indem er über Marcel Proust und dessen Romane nachdachte. Und dabei herausfinden, wie man ein neues Leben beginnt.

Von Lothar Müller

Am 19. Oktober 1978 hielt Roland Barthes am Collège de France in Paris eine Vorlesung über den ersten Satz in Marcel Prousts Roman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit": "Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen." Er sprach über den Proust'schen Schlaf, über das Halbwachsein, über das daraus hervorgehende Erzählprinzip der Desorganisation und Auflösung aller Chronologie. Und gab der Frage, was es bedeutet, einen Roman zu beginnen, eine entschieden persönliche Wendung. Seit Längerem beschäftigte ihn die Gedankenfigur der aus einer Lebenszäsur hervorgehenden "Vita nova". Ein solches "neues Leben" aber könne es für einen Autor nur durch die "Entdeckung einer neuen Schreibpraxis" geben. Diese neue Schreibpraxis war für Roland Barthes, den Theoretiker der Zeichen und Analytiker der Mythen des modernen Alltags, der Roman. Und Marcel Proust war der Autor, der ihm dabei als Modell vor Augen stand.

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