Roger Waters in Frankfurt:Oben ohne

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Oben noch mit: Roger Waters bei einem Auftritt in Berlin im Jahr 2013 - Mantel und Armbinde inklusive. (Foto: Kriemann/imago images/POP-EYE)

Roger Waters reagiert auf Kritik und lässt in Frankfurt Mantel und Armbinde weg. Später bricht er in Tränen aus.

Von Jakob Biazza

Milde Einsicht: Nach schwerer Kritik und polizeilichen Ermittlungen wegen Volksverhetzung hat Roger Waters seine Bühnen-Show für den Auftritt in Frankfurt verändert. Der Pink-Floyd-Mitgründer trat in der Festhalle ohne Ledermantel und Armbinde auf. Weil er die Geschichte der Halle kenne, so Waters am Sonntagabend zu Beginn seines gut zweieinhalbstündigen Konzerts, verzichte er darauf, sich im zweiten Teil seiner Show "als Demagoge" zu verkleiden.

In der Frankfurter Festhalle waren im Zuge der Pogromnacht 1938 mehr als 3000 jüdische Männer zusammengetrieben, festgehalten und misshandelt worden, um schließlich deportiert zu werden. Waters sagte, er fühle das Leid, das den Menschen an diesem Ort widerfahren sei. Er wisse, dass ihm viele Menschen vorwerfen, ein Antisemit zu sein. Und: "Das bin ich nicht", so Waters unter dem Jubel vieler Zuschauer. Kurzzeitig brach der Musiker auch in Tränen aus.

Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung

Der 79-Jährige gehört zu den namhaftesten Unterstützer der BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen), die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen des Vorgehens gegenüber den Palästinensern aufruft. Am Freitag war zudem bekannt geworden, dass die Berliner Polizei Ermittlungen gegen Waters wegen des Verdachts der Volksverhetzung aufgenommen hat.

Hintergrund ist die Bühnenbekleidung des Musikers während seiner Konzerte am 17. und 18. Mai in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin. Dabei gibt es den Programmpunkt schon seit dem Tourneestart im Juli 2022 an jedem Abend: Während der Songs "In The Flesh" und "Run Like Hell" aus dem Pink-Floyd-Album "The Wall" schreitet Waters im Ledermantel mit roter Armbinde auf die Bühne, in überdeutlicher Anlehnung an die SS-Uniformen im "Dritten Reich". Gegen Ende schießt er mit einer Maschinenpistolen-Attrappe in die Menge.

Hunderte Menschen hatten vor dem Konzert vor der Festhalle gegen den Auftritt Waters demonstriert, darunter auch der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). Er warf Waters vor, "unter dem Deckmantel der Freiheit" antisemitisches Gedankengut zu verbreiten. Bei der Gedenk- und Protestveranstaltung vor der Festhalle hatten Vertreter aus Politik, von Religionsgemeinschaften und aus der Zivilgesellschaft zuvor zum entschiedenen Eintreten gegen Antisemitismus, Hass und Hetze aufgerufen. Man wolle ein Zeichen gegen Antisemitismus, gegen Israel-Hass und gegen Verschwörungstheorien setzen, sagte Michaela Fuhrmann, Leiterin Politische Beziehungen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Die Polizei sprach von rund 500 Teilnehmern.

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