Ob denn gerade Paarungszeit sei, fragt der junge Gentleman im schwarzen Anzug die hübsche Blondine in der Zoohandlung, die er irrtümlicherweise für die Verkäuferin hält - im Hintergrund zwitschern wie wild in Dutzenden Käfigen die Vögel. Allein mit dem irren Flirt, den Rod Taylor sich gleich zu Beginn von Hitchcocks Horrorgroteske "The Birds/Die Vögel", 1963, mit Tippi Hedren liefert, hat er sich in die Filmgeschichte eingeschrieben: Ein herrliches Wortgefecht über Lovebirds, zu denen die beiden selbst bald werden, gejagt von Hitchs Raubvögeln.
Einer, der ordentlich baggern kann, war der Australier Taylor, geboren am 11. Januar 1930 in Sydney, von Anfang an. Nach kleineren Engagements in der Heimat zog es ihn nach Los Angeles. Dort schätzte man ihn schnell als wortgewandten, lässig-eleganten, kurz: schnittigen Typen. Als solcher hatte er seinen großen Durchbruch, in der H. G. Wells-Verfilmung "Die Zeitmaschine", 1960. In weißem Hemd und grauer Weste reiste er durch die Zeit, Wurmlochverirrungen, die Christopher Nolans "Interstellar" ziemlich alt aussehen lassen, weil Taylor dem oft so bierernsten Sci-Fi-Genre die nötige Portion Slapstick verpasste, um es wirklich attraktiv zu machen.
Degradierter Frauenheld
Einen solch selbstironischen Frauenhelden dann zum Muttersöhnchen zu degradieren, der von seiner Mama mehr terrorisiert wird als von den Amok laufenden Vögeln, war der große Besetzungsclou des Meisterironikers Alfred Hitchcock. Es folgten diverse Western und ein legendärer Comedy-Auftritt neben Doris Day, in "Spion in Spitzenhöschen", 1966.
Ab den Siebzigern verschwand Taylor dann für fast vier Jahrzehnte aus Hollywoods A-Liga, drehte mit Leidenschaft ein paar wilde B-Movies, machte ein bisschen Fernsehen in "Mord ist ihr Hobby" oder "Walker, Texas Ranger". Aber die wahren Kinoratten haben ihn natürlich nie vergessen, und so reaktivierte Quentin Tarantino ihn 2009 für seine "Inglourious Basterds" - als Winston Churchill. Er habe, sagte Taylor, der mit Hitchcock, John Wayne und Antonioni gedreht hat, nie zuvor einen solchen Maniac am Set erlebt, der in ihm wieder die pure, wilde Lust aufs Kino weckte. Am Mittwoch ist Rod Taylor im Alter von 84 Jahren in Los Angeles gestorben.