Es ist immer schön, wenn das Theater die eine oder andere Frage aufwirft. Bei René Polleschs jüngster Inszenierung an der Berliner Volksbühne fragt man sich etwas ratlos, weshalb er wohl ein Problem mit Frank Castorf hat, seinem Vor-Vor-Vorgänger in der Volksbühnen-Intendanz. Polleschs Inszenierung "Fantômas" wirkt wie eine einzige, recht gelungene Parodie der Ästhetik und der Themen des Castorf-Theaters, einschließlich der etwas mühsamen Überlänge. Mit knapp drei Stunden dauert der Abend doppelt so lang wie die üblichen, knackigen 80 Minuten einer gelungenen Pollesch-Show. Und auch Castorfs Lieblingsstilmittel wird ausgiebig bemüht: Die mit leicht hysterischer Kamera in Großaufnahme gefilmten Gesichter der Darsteller delirieren und rasen am Rande des Irrsinns. Damit dabei filmästhetisch nichts schiefgeht und die Kopie nah am Original bleibt, hat Pollesch einfach Castorfs bewährten Lifevideo-Künstler Jan Speckenbach engagiert. Wenn schon Raubkopie, dann mit guten Leuten.
Volksbühne Berlin:Trickser und Täuscher
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In seinem neuen Stück "Fantômas" parodiert René Pollesch an der Berliner Volksbühne die Ästhetik von Frank Castorf - inklusive dessen Vorliebe für russische Revolutionäre.
Von Peter Laudenbach
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