Der Rat für deutsche Rechtschreibung bleibt bei seiner Empfehlung von 2021, keine sogenannten Binnenzeichen beim Gendern in die Rechtschreibregeln aufzunehmen. Man wolle die Entwicklung geschlechtergerechter Sprache mit Sonderzeichen wie Genderstern und Doppelpunkt weiter beobachten, hieß es nach der Sitzung am Freitag.
Die Expertinnen und Experten beschlossen zugleich, in das Amtliche Regelwerk der Rechtschreibung einen Ergänzungspassus zum Thema Sonderzeichen aufzunehmen, in dem es heißt: "Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie. (...) Ihre Setzung kann in verschiedenen Fällen zu grammatischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt sind." Mit diesem Schritt wären die Binnenzeichen auch weiterhin nicht in das Amtliche Regelwerk aufgenommen, aber als Phänomen im Bereich Sonderzeichen beschrieben.
Der Vorsitzende Josef Lange sagte nach der Sitzung im belgischen Eupen, die Diskussion im Rat sei sehr kontrovers gewesen. Es habe keine einheitliche Meinungsbildung gegeben. Weiter gültig seien daher die Erklärungen des Rats aus den Jahren 2021 und 2018.
Das Gremium soll die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum im Auftrag staatlicher Stellen bewahren. Zuletzt hatte es im Jahr 2021 empfohlen, Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder andere Formen zur Kennzeichnung von mehrgeschlechtlichen Bezeichnungen im Wortinneren nicht in die Rechtschreibregeln aufzunehmen. Geschlechtergerechte Schreibweise dürfe nicht das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache erschweren, hieß es damals zur Begründung.
Seit Jahren wird in Deutschland diskutiert, ob - und wenn ja, wie - die männlichen Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt werden können oder sollten, um zum Beispiel Frauen offensiver einzubeziehen. Das Gendersternchen wie bei Lehrer*innen ist eine Möglichkeit. Manche setzen an die Stelle auch einen Doppelpunkt oder einen Unterstrich. In der gesprochenen Sprache und im Fernsehen oder Radio äußert sich das dann als Sprechpause. Die Debatte über den Gebrauch von Gender-Sprache ist inzwischen zu einem hochpolitisierten Thema geworden, mit dem Boulevardmedien, aber auch Politiker Stimmung und Wahlkampf machen.