Verleumdungsklage:Geoffrey Rush erhält nach Prozess 540 000 Euro

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Der Schauspieler Geoffrey Rush vor dem Gericht in Sydney. (Foto: dpa)
  • Der Daily Telegraph muss dem australischen Schauspieler Geoffrey Rush umgerechnet 540 000 Euro Schmerzensgeld zahlen.
  • Das Bundesgericht in Australien sah es als erwiesen an, dass Rush in Artikeln rufschädigend dargestellt worden war.
  • Eine Schauspielkollegin, die auch im Prozess ausgesagt hatte, beschuldigt Rush der sexuellen Belästigung.

Der australische Schauspieler Geoffrey Rush hat eine Verleumdungsklage gegen einen Zeitungsverlag in Australien gewonnen. Der Daily Telegraph hatte in Zeitungsberichten aus dem Jahr 2017 von Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen den Schauspieler berichtet. Das Gericht sprach dem 67-Jährigen, der aus Filmen wie "The King's Speech" und "Fluch der Karibik" bekannt ist, am Donnerstag umgerechnet fast 540 000 Euro wegen der Rufschädigung zu. In den Zeitungsberichten sei nicht mit der erforderlichen Sorgfalt gearbeitet worden, so der Richter Michael Wigney.

Im ersten Artikel unter der Überschrift "King Leer" (zu Deutsch etwa: König Lüstern) und den Folgeberichten hatte der Daily Telegraph unter anderem behauptet, dass Rush eine Schauspielkollegin während einer Theaterproduktion von "King Lear" sexuell belästigt habe. Rush verklagte das Blatt und den zuständigen Journalisten Jonathon Moran. Nach weiteren Berichten gab sich die Schauspielerin als Rushs Bühnenkollegin Eryn Jean Norvill zu erkennen.

Norvill sagte selbst in dem Prozess aus. Sie erklärte, während einer Todesszene habe Rush sie mit einer Hand an der Seite ihrer rechten Brust hinunter bis zur Hüfte angefasst. Rush hatte die Anschuldigungen nach dem Erscheinen der Berichte zurückgewiesen.

Auch eine weitere Schauspielerin erhebt Vorwürfe gegen Rush

Am Donnerstag urteilte der zuständige Richter, aus seiner Sicht sei die Aussage der Schauspielerin weder als glaubwürdig noch zuverlässig zu bewerten und sie sei vom Telegraph ins Rampenlicht gedrängt worden. Mit Blick auf die Arbeit des Daily Telegraph und des verantwortlichen Journalisten sagte der Richter: "Das war ein rücksichtslos unverantwortliches Stück Sensationsjournalismus der schlimmsten Sorte." Tatsächlich ist das Blatt aus der Murdoch-Gruppe für seine reißerischen Artikel bekannt und erhält immer wieder Rügen vom Australian Press Council.

Rush sagte nach dem Urteil vor dem Gerichtsgebäude in Sydney: "In diesem Fall gibt es keine Gewinner. Es war unheimlich belastend für jeden, der in die Sache verwickelt war." Der Daily Telegraph teilte mit, das Urteil sei enttäuschend - und betonte, Norvill weiterhin voll und ganz zu unterstützen.

Eryn Jean Norvill ist nicht die Einzige, die Vorwürfe gegen Rush erhebt. Im Dezember 2018 beschuldigte die Orange Is the New Black-Schauspielerin Yael Stone den Oscar-Preisträger in der New York Times der sexuellen Belästigung während der Zusammenarbeit an einem Theaterstück in den Jahren 2010 und 2011. Auch diese Vorwürfe hatte der Schauspieler dementiert.

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