Partys auf der Berlinale:Wo die deutschen Promis sich selbst feiern

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Die 64. Berlinale hat eine Partylandschaft entwickelt, mittels derer sich die Promis schon am ersten Wochenende geschicktmöglichst inszenieren können. (Foto: dpa)

In Berlin mischt sich alles, heißt es. Trotzdem gibt es auf der Berlinale einzelne Partys für die Schönen, die Glamourösen, die Jungen und die arbeitende Filmfestbevölkerung. Ein kleiner Berlinale-Party-Guide.

Von Ruth Schneeberger

In Berlin mischt sich alles, heißt es. Trotzdem gibt es auf der Berlinale einzelne Partys für die Schönen, die Glamourösen, die Jungen und die arbeitende Filmfestbevölkerung. Ein kleiner Berlinale-Party-Guide.

"Wenn man im Mittelpunkt einer Party stehen will, darf man nicht hingehen", soll Audrey Hepburn einst gesagt haben. Wenn das stimmt, dann hat George Clooney, um den sich ohnehin schon so vieles dreht seit Anbeginn dieser 64. Berlinale, auch in dieser Hinsicht für viel Rummel um seine Person gesorgt - er war bisher auf keiner Party zugegen.

Außer im Promi-Fleisch-Tempel "Grill Royal", wo er mit der Crew seines neuen Films "Monuments Men" am Freitagabend ausführlich am Ufer der Spree speiste und wozu das Restaurant extra schon am Tag zuvor seine Scheiben hat verdunkeln lassen. Damit das gemeine Volk sich nicht so arg die Nasen plattdrückt. Also eine Art Privat-Party in der Semi-Öffentlichkeit.

Ansonsten mischt sich ja gerne alles in Berlin, ergo sind auch die Partys auf dem weltgrößten Publikums-Film-Festival (die Veranstalter rechnen mit einer halben Million Besucher) so beliebt wie besucht. Insgesamt steht die gesamte Berlinale im Ruf, zwar groß und bunt, aber Film- und Business-technisch nicht ganz so ernstzunehmend zu sein wie etwas Cannes oder Venedig. Dafür aber immerhin noch immer so etwas wie hip und unkonventionell, dazu gerne auch politisch.

Doch in diesem Jahr ist alles ein bisschen anders, nicht nur, weil Clooney da ist. Sondern auch, weil sämtliche Partys, die etwas auf sich halten, auf das Eröffnungswochenende gelegt wurden. Also tummeln sich Stars, Sternchen und lokale Prominenz auf gleich so vielen Festlichkeiten an nur zwei bis drei Abenden, dass extremes Party-Hopping angesagt ist. Um nichts zu verpassen.

Doch auch der blitzschnellste Promi kann nicht überall gleichzeitig in die Kameras strahlen, und so haben sich einzelne Partys herauskristallisiert, die sich für unterschiedliche Gelegenheiten eignen - je nachdem, in welche Schublade sich der Partygast stecken lassen will. Es folgt ein kleiner Berlinale-Party-Guide:

  • Die glamouröse Party

Gratinierte Garnelen an Trüffelschaum verspeisen, dazu Champagner schlürfen und eine schwer herausgeputzte Promi-Mischung aus Hannelore Elsner und Bonnie Strange weiblicherseits, Florian David Fitz und Uwe Ochsenknecht männlicherseits beim Tanz beobachten - das war am Freitagabend bei der Bunte-Festival-Night im Humboldt-Carré geboten. Dazu schwer abgedunkeltes Licht und eine nicht zu große Tanzfläche für die Nachtaktiven unter den Berlinale-Besuchern. Sowie graue Ohrensessel einer schwedischen Möbelkette für diejenigen, deren Highheel-Einsatz schon zu Beginn des Party-Wochenendes anstrengend wurde. Belangloses Geplauder in hübscher Umgebung. Dresscode: Cocktail.

  • Die Party für die arbeitende Filmfestbevölkerung

Gleicher Abend, mitunter dieselben Gäste - aber andere Partyinhalte: Wer am Freitagabend zum ARD-Empfang "Blue Hour" ins Museum für Kommunikation geladen wurde, der musste sich auch richtig unterhalten. Und zwar meistens über Filmprojekte oder solche, die es werden sollen. Das Licht hell, die Promidichte hoch, das Essen zur Ablenkung nicht wirklich geeignet: Schauspieler wie Jessica Schwarz, Anna Maria Mühe, Samuel Finzi und Joachim Król waren hier tatsächlich nicht nur zum Abgelichtetwerden, sondern auf einem echten Branchentreffen unterwegs. Was unter anderem daran liegt, dass nicht das Kino, sondern der deutsche Fernsehfilm hier im Mittelpunkt steht - zwei unterschiedliche Branchen, die allerdings "ziemlich gute Freunde" seien, wie Programmdirektor Volker Herres zur Begrüßung betonte. Jedenfalls ging es hier wirklich vor allem um Filme. Wenn auch um solche für die kleinere Leinwand. Dresscode, trotzdem: Abendgarderobe.

  • Die Pflichtveranstaltung

Am Samstag im Ritz Carlton zumindest mal vorbeizuschauen, ist eigentlich ein Muss für den Berlinale-Party-Hopper. Das mit dem Hoppen wird hier allerdings schwierig. Schon das Anstehen an der Garderobe wird zum Kraftakt, weil so ausführlich, am Buffet gibt es dann wieder ewiges Schlangestehen - und weil es gar so voll wird im Luxushotel, ist sogar der Weg zur Toilette lang und beschwerlich. Trotzdem: Am Abend zuvor hatte schon die Movie-Meets-Media-Party Film- und Medienschaffende hierhin berufen - aber da war die Auswahl an Partys noch größer und die Promidichte ergo kleiner.

Am Samstagabend tummeln sich hingegen gleich so viele Berlinale-Gäste in der ersten Etage, dass Daniel Brühl dazwischen kaum auffällt und die meisten ohnehin mit sich selbst beschäftigt sind: Wenn die Filmförderung "Medienboard" einlädt, dann kommen eben nicht nur die Schauspieler, die gefördert werden wollen. Sondern auch viele aus der Branche, die in der Produktion tätig sind - und die auch zur Berlinale niemals bodenlanges Abendkleid oder Smoking, sondern Strickjacke und Turnschuhe tragen. Und so gerät die Party im Ritz zum sehr lauten Klassentreffen, auf dem ein George Clooney komplett fehl am Platz wäre.

  • Die Party für die Schönen und Jungen

Wenn ein Bundesverband zur Party lädt, ist das meist ein langweiliges Steh-Dich-ein - nicht so, wenn der Bundesverband für Castingagenturen (BVC) zuständig ist. Nur die schönsten unter den aufstrebenden Jungdarstellern kamen zur BVC-Casting-Night am Samstag ins E-Werk, darunter die jüngste Tatort-Kommissarin, Aylin Tetzel, Max von Thun und ähnlich ansehnliche Gestalten des deutschen Films. Auch der Modefaktor war ungleich höher als bei den anderen Partys, entspannter - und eben jünger. Frauen über 35 und Männer über 45 durften sich hier getrost fehl am Platz fühlen.

Die anderen feierten und tanzten ausgelassen zwischen Gulaschkanone und Moscow-Mule aus Kupfertassen. Ob in dieser Nacht tatsächlich gecastet wurde? Eher nicht. Kontakte allerdings wurden ausführlich gepflegt - untereinander und auf Augenhöhe. Die Jungschauspieler-Disco zur Berlinale. Weshalb zum Abschluss des großen Eröffnungs-Partyreigens (bis zum Ende der Berlinale stehen jetzt fast nur noch politische Empfänge und die Partys zu einzelnen Filmen auf dem Programm) noch einmal ein ganz ähnliches Zitat von Audrey Hepburn passt: "Zur Unterhaltung einer Party trägt niemand so viel bei wie diejenigen, die gar nicht da sind." In diesem Fall die Castingverantwortlichen.

Was - abseits der deutschen Promis - die Hollywoodschauspieler und internationalen Filmfestgäste auf der 64. Berlinale so treiben, lesen Sie morgen im Berlinale-Blog.

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