Oper:Im Paradies

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Gute Unterhaltung im wie üblich ausverkauften Nationaltheater: Nikolaus Bachler (links) und Kirill Petrenko vor dem Motiv der kommenden Spielzeit, einer modernisierenden Breughel-Bearbeitung. (Foto: Wilfried Hösl)

Das Programm der Bayerischen Staatsoper 2019/20

Von Egbert Tholl, München

Man wird diese raren Momente sehr vermissen, in denen Kirill Petrenko vor Menschen, die nicht seine Vertrauten sind, spricht. Im Fall der Spielzeitpressekonferenz der Bayerischen Staatsoper sind das mehr als 2000, denn die findet im Nationaltheater statt (und später im Kämmerlein vor ein paar Journalisten). Die kommende Saison 2019/20 wird die letzte von Kirill Petrenko sein, in der er als Generalmusikdirektor verantwortlich ist für die musikalischen Geschicke des Hauses. Bereits dann muss ihn sich die Staatsoper mit den Berliner Philharmonikern teilen, das heißt: derzeit 30 Dirigate, kommende Saison 20, übernächste zehn - als Gast. Um den kommenden Abschied noch schwerer zu machen, erzählt Petrenko, das Münchner Publikum sei das tollste der Welt: "Jedes Mal beim Applaus denkt man, das ist das Paradies auf Erden."

Nun, meist geht es nicht gut aus, wenn man das Paradies verlässt, doch später im Kämmerlein sagt er dazu, dass halt alles seine Zeit habe im Leben, er bislang vor allem Oper gemacht habe, nun mehr Symphonisches machen wolle, sieben Jahre als Generalmusikdirektor seien "keine wenige Zeit", worauf ihm Intendant Nikolaus Bachler beispringt und ergänzt, beide, er und Petrenko, hätten es nie darauf angelegt, ein Leben lang an der Staatsoper zu bleiben. Gemeinsam seien fünf Jahre geplant gewesen, es werden dann 2021 für Petrenko sieben plus das Gastjahr, für Bachler insgesamt 13 geworden worden sein.

Am großartigsten ist Petrenko, wenn ihn ein Kollege danach fragt, wie er die Entwicklung des Staatsorchesters in seiner Zeit beurteilen würde. "Ohne übertriebene Euphorie kann ich sagen, dass das Orchester dynamisch differenzierter geworden ist." Er habe auch, schiebt er gleich nach, unter Zubin Mehta oder Kent Nagano hier gute Abende gehört. Aber offenbar seien die Musiker bei aller empathischen Rücksichtnahme aufeinander selbständiger und mutiger geworden. "Fehlerlosigkeit ist nicht a priori etwas Schlechtes." Den Satz schreibt sich Nikolaus Bachler auf. Petrenko meint damit, "man muss versuchen, gewisse Sicherheitsbereiche zu verlassen". Und etwa auch altbekannte Stücke neu hinterfragen.

Wieder zurück zur Bühne des Nationaltheaters, wo Bachler einen durchaus ungewöhnlichen Spielplan präsentiert. Simon Stone inszeniert Korngolds "Tote Stadt", wie schon in Basel, aber natürlich ganz neu - es singen Marlis Petersen und Jonas Kaufmann, Petrenko dirigiert, wie auch Verdis "Falstaff" bei den Opernfestspielen 2020, Mateja Koležnik, bekannt vom Residenztheater, inszeniert. Katie Mitchel inszeniert Bartóks "Herzog Blaubart", Diana Damrau singt in Verdis "Masnadieri" (zum ersten Mal an der Staatsoper, aber vor ein paar Jahren am Gärtnerplatztheater). Marina Abramović macht eine Maria-Callas-Performance, Andreas Kriegenburg die Erstaufführung von Hans Abrahamsens "Snow Queen", es gibt Rameau ("Castor et Pollux") mit Ivor Bolton am Pult, "Mignon", drei Ballettpremieren - "Coppélia", ein Triptychon und Modernes - und Anna Netrebko als Turandot.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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