Obama-Parodist:Schwarzer Humor

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Der Unangreifbare als Lachnummer: Der einstige Hilfskellner Iman Crosson ist als Double von Barack Obama zum Star geworden - indem er den US-Präsidenten in die Hip-Hop-Szene verpflanzte.

Jonathan Fischer

Barack Obama hat momentan nicht viel zu lachen. Die USA steuern auf ein Rekorddefizit zu, und vom schnellen Frieden im Nahen Osten mag der US-Präsident selbst nicht mehr reden. Im Weißen Haus herrscht Katerstimmung, seine Parodisten aber sind gefragter denn je. Allen voran: Iman Crosson.

Sonderlich ähnlich sieht Iman Crosson dem US-Präsidenten nicht, trotzdem erreichen ihn immer wieder E-Mails, in denen Menschen fragen, ob er "der wirkliche Obama" ist. Im Internet klicken Millionen seine Parodien an, und selbst Aretha Franklin hat ihn schon für ihren Geburtstag gebucht. (Foto: Foto: oh)

Über 15 Millionen YouTube-Aufrufe verzeichnet allein eine Parodie, die der einstige Hip-Hop-Tänzer und Hilfskellner unter dem Namen Alphacat vor einem Jahr ins Netz speiste. Es handelt sich um die Coverversion eines Hip-Hop-Hits von T.I. namens "Whatever you like". Nun heißt es "I can do what ever I like", und das Video zeigt Crosson als Doppelgänger eines machtbesoffenen Präsidenten.

Bis dato galt Obamas Auftreten nicht gerade als humorfördernd. Die amerikanischen Komiker haderten mit der unangreifbaren Coolness des Präsidenten. Crosson hatte die Ehrfurcht nicht, er verpflanzte Obama in die Hip-Hop-Szene, verpasste ihm den Jargon eines überforderten Gernegroß - und intonierte alles mit dem Ernst des Staatenlenkers. Plötzlich wirkt Mr. President nicht mehr cool. Der Unangreifbare als Lachnummer.

Crosson selbst hatte mit diesem Erfolg nie gerechnet. Vor Obamas Wahl ins Weiße Haus war der junge Mann nur ein unbekannter schwarzer Schauspielschüler aus Ohio, der sich mit Kellnerjobs in New York über Wasser hielt. Während des Wahlkampfes verulkten ihn die Kollegen: "Sie riefen mich Barack, weil ich der einzige hellhäutige Schwarze im Restaurant war." Crosson reagierte prompt. Bereits im August 2008 drehte er sein erstes Video als Obama, innerhalb kürzester Zeit wurde es 100.000 Mal im Internet aufgerufen.

Inzwischen kennt jeder in den USA seine Parodien. Aretha Franklin hat Crosson sogar zu ihrem Geburtstag gebucht, Fernsehshows heuern ihn als Gastmoderator an, und öfters bekommt er sogar E-Mails, in denen Menschen ihn fragen, "ob er der wirkliche Obama" ist. Und das obwohl seine Gesichtszüge keine sonderliche Ähnlichkeit mit denen des Präsidenten besitzen. Vielmehr hat der Mann hart an sich gearbeitet: Mimik und Gestik des Präsidenten sitzen genau, und auch dessen sorgfältiger, abwägender Wortfluss kommt dem Double heute souverän über die Lippen. "Ich muss meine Stimme etwas tiefer machen", erklärt Crosson. Zudem analysiere er täglich seine Fernsehauftritte, studiere Wortwahl und Sprechpausen.

Ghettogangster Obama

Seine Perfektion macht Crosson zum Cyberstar: Zählt man etwa die Abonnements seiner YouTube-Auftritte, hat er bereits die Spiele der Basketball-Liga NBA oder die Sängerin Beyoncé überholt. Dabei unterlegt Crosson seine Gags am liebsten mit Pophits. So hat er Michael Jacksons "Thriller" in einer zwölfminütigen Version nachgestellt: Jackson ist Obama. Statt in einen Werwolf verwandelt er sich aber in einen Ghettogangster - mit Protzkette, Pistole und Afroperücke. Sein neuer Coup ist das Cover eines Hits von Jamie Foxx: "Blame It". Darin lässt er sich als Obama auf der Tanzfläche einer Disco zur Wirtschaftslage der Nation aus. Er singt: "Schieb es auf die Banken, schieb es auf den Senat, schieb es auf Dick Cheney."

Bei allen Nadelstichen kann sich Obama mit Crosson glücklich schätzen. Während Bill Clinton anzügliche Witze provozierte und George W. Bush Komikern eine Haudrauffigur lieferte, so tragen im Falle des schwarzen Präsidenten selbst die Parodien noch Züge einer Starverehrung. Sie stellen Obama nie als Menschen bloß, sondern öffnen dem Verdruss am Weißen Haus ein vergleichsweise harmloses Ventil. "Ich mag Obama", gesteht Crosson, "und mein größter Traum ist, ihn einmal persönlich zum Lachen zu bringen".

© SZ vom 02.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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