Musik:David Garrett zwischen «Ghostbusters» und Tschaikowski

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David Garrett - ein Geiger zwischen den Welten. (Foto: Peter Steffen)

Braunschweig (dpa) - Er tänzelt mit der Geige über die Bühne und flirtet mit dem Publikum. Dabei spielt er so unaufgeregt seine Musik, als sei das alles nur ein kleiner Spaß.

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Braunschweig (dpa) - Er tänzelt mit der Geige über die Bühne und flirtet mit dem Publikum. Dabei spielt er so unaufgeregt seine Musik, als sei das alles nur ein kleiner Spaß.

Für den Auftakt seiner neuen Explosive Live!-Tour in Braunschweig hat David Garrett an diesem Donnerstagabend schweres Gerät bemüht. Neben einem klassischen Orchester und einer Rockband dreht sich der Star-Violinist auf einer sogenannten Centerstage um sich selbst, rundherum sitzt das Publikum, aufwendige Effekte unterstützen die Bühnenperformance. 

Da flackert plötzlich grün-leuchtend das Schleimmonster aus den Ghostbusters-Filmen über den Zuschauerreihen auf. Ein riesiger, luftgefüllter Marshmallow​-Mann richtet sich auf und beginnt fröhlich zu wanken. Begeistert fiedelt Garrett den Ghostbusters-Song - und auch die Musiker im Orchester widmen sich sichtlich hingebungsvoll dieser ungewohnten Partitur.  

Es gehört zum Phänomen des David Garrett, dass er keinen Unterschied macht zwischen Popmusik und Klassik, sondern lustvoll und auch ein wenig provokativ beide Gattungen zusammenbringt. Direkt nach den „Ghostbusters“ spielt der Künstler eine rauschhafte Version von Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1. Lichteffekte funkeln und Nebel wabert über die Musiker. 

Und das kleine Wunder gelingt, der Kontrast funktioniert. Tausende Besucher lassen sich von dem ehemaligen Wunderkind verführen, das ungewohnt offen eingesteht, wie wichtig ihm die Anerkennung seiner Fans ist. Mittels Handmikrofon flirtet Garrett mit dem Publikum und bemüht sich immer wieder, Nähe herzustellen. Es gibt Tage, wo ich nicht so gut drauf bin, bekennt der Superstar, aber in solchen Momenten denke ich daran, hier vor Euch zu stehen. Beim anschließenden Bad in der Menge gelingt Garrett das Kunststück, gleichzeitig seinen Song zu spielen - und mit möglichst vielen Menschen freundliche Blicke auszutauschen. 

Dann steht er wieder auf seiner Dreh-Bühne und halbnackte Tänzerinnen räkeln sich auf einem Podest. Kurz meint man, das Motiv aus einem der Bond-Filme zu hören. Denn Filmmusik schätzt Garrett. Ein eigenes Stück hat er an diesem Abend dem großen Hollywood-Komponisten Hans Zimmer gewidmet. Das klingt ein wenig wie der berühmte Gladiator-Soundtrack. Nichts Besonderes, aber schön anzuhören. So wabert das Programm im Verlauf des Abends zwischen Popkultur und Klassik hin und her.

Einmal will Garrett testen, wie viel sein Publikum wirklich von Klassik versteht. Er spielt ein paar berühmte Takte von Mozart, Beethoven und Bach. Na, habt ihr es erkannt?, fragt er seine Fans. Als die Mehrheit „ja“ ruft gibt sich der Star erleichtert. Es ist die Premiere heute, ich hatte schon Sorge, jetzt kommt ein großes Nein.

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