München:In die Tiefe gehen

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Ein Festival für das Blasinstrument Tubax

Von Jürgen Moises, München

Das Leben hat bekanntlich seine Höhen und Tiefen. Und das gleiche gilt für die Musik. Wer diese speziell als Blasmusiker in ihren Extremen ausloten will, der sollte sich an Benedikt Eppelsheim halten. Der Münchner Instrumentenbauer hat vor vier Jahren das Soprillo erfunden, das kleinste Instrument der Saxofon-Familie, dessen Stimmung eine Oktave über der des B-Sopransaxofons liegt. Auch das Tubax stammt von ihm. Das ist als Gegenstück dazu eine Oktave tiefer als das Baritonsaxofon gestimmt und in einer Kontrabass-Größe (Es) und einer Subkontrabass-Größe (B) erhältlich. Auch noch ein paar andere ausgefallene Tieftöner hat Benedikt Eppelsheim im Programm, die man allesamt im Sitzen spielen muss, weil sie zum Umhängen zu schwer und zu groß sind.

Gebaut hat Eppelsheim das erste Tubax vor 20 Jahren. Keine 100 Stück sind seitdem in seiner Werkstatt hinter dem Münchner Ostbahnhof entstanden, weil zum einen die Herstellung eines Instruments etwa 300 Arbeitsstunden benötigt. Zum anderen, weil ein Tubax etwa 30 000 Euro und damit in etwa so viel wie ein Mittelklassewagen kostet. Insofern ist es dann doch eher ein Liebhaberprodukt, oder eines, das nur zu bestimmten Anlässen gespielt wird. Wie etwa am kommenden Wochenende bei der "International Tubax Super Session", die im Ampere und im Klangbüro in der Halle 6 stattfindet. Das in diesem Jahr viertägige Festival wurde 2015 von dem Münchner Saxofonisten Norbert Stammberger und dem italienischen Musiker Dario Farello initiiert, die seitdem alljährlich internationale Musiker zum Improvisieren auf dem Tubax einladen.

Das entsprechende Instrument dafür wird von Benedikt Eppelsheim geliehen. Wer darauf spielen will, muss sein eigenes Mundstück mitbringen. Darüber hinaus ist aber auch anderes "tiefes Holz" und "tiefes Blech" wie Sopransaxofon, Klarinette, Tuba oder Kontrabass erlaubt sowie auch "tiefe Elektronik". Letztere steuern etwa der norwegische Experimentalmusiker Harald Fetveit und der polnisch-schweizerische Gitarrist und Elektronikmusiker Mikael Szafirowski bei. Weitere Gäste sind die norwegische Sängerin Ina Sagstuen, die Berliner Klarinettistin und Saxofonistin Miriam Siebenstädt, der dänische Tubaspieler Kristian Tangvik, der japanische Keyboarder Rieko Okuda, der finnische Kontrabassist Antti Virtaranta, die Tenorsaxofonistin Lara Jones aus London oder der in Berlin lebende Schlagzeuger Marcello Silvio Busato.

Sie alle eint der Mut zum Experiment, zum Wagnis, welches das Tubax-Festival auch finanziell darstellt. Denn dieses wird zwar vom Kulturreferat gefördert, kommt aber ansonsten ohne die obligatorischen Sponsoren, Konzert- und Ticket-Agenturen aus, welche Konzerte immer mehr als Branding- oder Marketing-Tools missbrauchen. Im Zeitalter der durchkommerzialisierten Musikevents dürfte sich ein kleines "Liebhaber-Projekt", bei dem es ausschließlich um die Musik geht, jedenfalls kaum rechnen. Die Eröffnungs-Session findet am Donnerstag um 21 Uhr im Ampere statt. An den zwei Abenden darauf geht es um dieselbe Zeit in der Halle 6 auf dem Kreativquartier weiter, wo das Festival am Sonntag um 11 Uhr mit einer Matinee endet. Es gibt einen Festivalpass für 40 Euro, aber auch Einzeltickets für den jeweiligen Tag.

Tubax Festival , Do., 29. Aug., Ampere, Zellstr. 4; Fr./Sa., 30./31. Aug. und So., 1. Sep., Klangbüro/Halle 6, Dachauerstr. 112d

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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