Literatur:Schriftsteller Günter de Bruyn mit 93 gestorben

Brandenburg
Der Schriftsteller Günter de Bruyn sitzt vor einem Bücherregal. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa) - Der Schriftsteller Günter de Bruyn ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 93 Jahren, wie der Landkreis Oder-Spree unter Berufung auf seine Familie am Donnerstag mitteilte. Der Autor lebte im brandenburgischen Görsdorf. Er galt bereits in DDR-Zeiten als einer der bedeutendsten Autoren. Zuvor hatten die "Märkische Oderzeitung" und die "Märkische Allgemeine" berichtet.

Zu seinen Werken gehört der Roman "Buridans Esel" (1968), in der sich ein wehleidiger Bibliothekar nicht zwischen zwei Frauen entscheiden kann. Die Defa verfilmte die Geschichte unter dem Titel "Glück im Hinterhaus" nach einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble würdigte de Bruyn als bedeutenden literarischen Chronisten. "Er hinterlässt ein eindrucksvolles Werk, das viele Facetten der deutschen, besonders der brandenburgischen Geschichte in all ihrer Widersprüchlichkeit spiegelt", betonte Schäuble. Als feinsinniger Romancier habe er die Abgründe der Zeitgeschichte, des Alltags in der DDR und der preußischen Monarchie beschrieben. Immer wieder habe sich de Bruyn aus seiner zutiefst humanistischen Grundhaltung zu Wort gemeldet.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) reagierte mit großer Betroffenheit und Trauer auf die Nachricht. Zeitlebens habe Günter de Bruyn auf unverwechselbare Weise von der Schönheit, der Geschichte und den Eigentümlichkeiten Brandenburgs erzählt, schrieb er an die Familie. "In vielen seiner Werke finden sich Liebeserklärungen an die Mark und ihre Menschen", betonte Woidke.

Geboren wurde de Bruyn am 1. November 1926 in Berlin. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Bibliothekar, ehe er sich als freier Schriftsteller niederließ. 1976 gehörte er zu den Unterzeichnern des Briefs gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann.

Einige Jahre danach sorgte er für Aufsehen, als er auf einem deutsch-deutschen Schriftstellerkongress die Aufhebung der Zensur in der DDR forderte. 1989 lehnte er den DDR-Nationalpreis ab.

Zu seinem 90. Geburtstag hatte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) de Bruyn als einen der "bedeutendsten Autoren der deutschen Kulturnation" gewürdigt. De Bruyn gewann zahlreiche Preise, darunter den Thomas-Mann-Preis und den Deutschen Nationalpreis. Er habe sich seinen Lesern und Leserinnen stets mit großem menschlichen Einfühlungsvermögen genähert, erinnerte der Landkreis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: