Literatur:Österreichischer Autor kritisiert Ex-Kanzler Kurz

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Der österreichische Autor Tonio Schachinger hält nach der Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis 2023 für seinen Roman „Endzeitalter“ seine Dankesrede. (Foto: Arne Dedert/dpa)

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Wien (dpa) - Der österreichische Autor und Buchpreisträger Tonio Schachinger ist froh, dass der Ex-Kanzler Sebastian Kurz, dem seit diesem Mittwoch der Prozess gemacht wird, keine aktive Rolle mehr in der österreichischen Politik spielt. „Unabhängig davon, was bei dem Gerichtsverfahren herauskommt, haben natürlich die Chats gezeigt, dass das gar nicht so ein netter junger Mann ist. Und dass der auch gar nicht so christlich ist, wie er vielleicht glauben machen hat lassen“, sagte der 31-Jährige auf der Frankfurter Buchmesse.

Man könne lang über Kurz reden. Er sei auf jeden Fall froh, „dass seit er nicht mehr Kanzler ist, wir weniger über ihn reden müssen und auch weniger sein Gesicht sehen müssen“.

Es sei witzig, wenn man sich die Karriere von Kurz anschaue, zunächst als Staatssekratär für Integration und dann später als Kritiker der österreichischen Integrationspolitik, für die er mitverantwortlich gewesen sei. Nach Ansicht von Schachinger war Kurz dann für viele so eine Art perfekter - nicht mal Schwiegersohn, sondern derjenige, der die Enkeltochter heiraten soll. „Ich glaube, das war so seine Rolle in der Gesellschaft.“ Dass er vielen älteren Leuten das Gefühl gegeben habe, „da ist jetzt wirklich ein netter junger Mann“.

Kurz muss sich seit Mittwoch vor dem Landgericht Wien verantworten. Der 37-Jährige ist wegen des Verdachts der Falschaussage angeklagt. Er hat nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft im Ibiza-Untersuchungsausschuss des Parlaments gelogen. So soll der Ex-Regierungschef deutlich mehr Einfluss auf die Berufung seines Vertrauten Thomas Schmid zum Chef der Staatsholding Öbag gehabt haben, als er vor dem Ausschuss zugegeben hat. Kurz bestreitet die Vorwürfe vehement. Er war im Herbst 2021 als Kanzler zurückgetreten und hatte sich kurz darauf ganz aus der Politik verabschiedet.

Schachinger war am Montag für seinen Roman „Echtzeitalter“ mit dem Deutschen Buchpreis 2023 ausgezeichnet worden. Er wurde 1992 im indischen Neu Delhi geboren, studierte Germanistik und Sprachkunst in Wien und lebt dort heute.

© dpa-infocom, dpa:231018-99-609169/2

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