Als mein Vater starb und in Prag beerdigt wurde, übernahm meine Mutter mutig die Rolle der Überlebenden und regelte alles, was sonst seine Aufgabe gewesen war: Finanzielles, Steuersachen, die Pflichten rund um Haus und Mieter. Sie bestand darauf, alles genau so zu machen, wie er es getan hatte, und ahmte seine Gründlichkeit und seine verlässlichen, aber umständlichen Methoden nach, Fehler zu vermeiden. Aber es funktionierte nicht ganz: Während mein Vater für seine präzisen Aufstellungen mit einem einzigen Blatt auskam, das dann abgetippt und im Computer gespeichert wurde, produzierte meine Mutter einen Berg von handgeschriebenen Berechnungen auf benutzten Umschlägen und Post-it-Zetteln. In diesem System bewegte sie sich mit einer unerschütterlichen Kombination von Verzweiflung und Entschlossenheit. Nur unter der Bedingung, auf gar keinen Fall von den Methoden meines Vaters abzuweichen, durfte ich ihr helfen.
Erzählung von Elena Lappin:Wie ich Putin anrief
Lesezeit: 7 Min.
"Wladimir Wladimirowitsch Putin: 727-47893 ...": So stand es auf der Visitenkarte im Nachlass meines Vaters. Mal schauen, ob die Nummer noch aktuell ist. Eine Erzählung.
Gastbeitrag von Elena Lappin
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