Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Angestaubte Ladys und nette Provinz-Prolls

Christian Alvarts "Banklady" geht im angestaubten Vintage-Stil auf Raubzug, Joaquin Phoenix verliebt sich in Spike Jonzes "Her" in ein Betriebssystem und Moritz von Uslar treibt sich auf sehenswertem "Deutschboden" in der Provinz herum. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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(Foto: MFA Filmdistribution)

Christian Alvarts "Banklady" geht im angestaubten Vintage-Stil auf Raubzug, Joaquin Phoenix verliebt sich in Spike Jonzes "Her" in ein Betriebssystem und Moritz von Uslar treibt sich auf sehenswertem "Deutschboden" in der Provinz herum. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. Antboy Prima Idee: Fünftklässler wird von einer Ameise gebissen, die ihre Kräfte auf ihn überträgt. Ein Mitschüler hilft mit Maske und Kostüm, fertig ist "Antboy". Das Schönste daran: Ask Hasselbalchs Film nimmt konsequent die Kinderperspektive ein, aus der sich Vor- und Nachteile des Superheldendaseins ganz anders darstellen als in Hollywood. Doris Kuhn Im Bild: Oscar Dietz als Antboy und Cecilie Alstrup Tarp als Amanda.

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(Foto: dpa)

Banklady Hamburg, 1966: Um der kleinbürgerlichen Tristesse zu entkommen, überfällt Gisela Werler Banken - für etwas Glamour und ihren Macker. Christian Alvart kleidet die Geschichte in einen pseudoauthentischen, angestaubten und schrillen Vintage-Stil. Ein deutscher "Bonnie und Clyde"? 2014 etwas spät. Philipp Stadelmaier Im Bild: Nadeshda Brennicke als Gisela Werler und Charly Hübner als Hermann "Peter" Wittorff.

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(Foto: dpa)

Deutschboden Fährt ein Berliner Szene-Schreiber nach Ostdeutschland... kein Witz, eine Mutprobe: Moritz von Uslar hat ein lesenswertes Buch darüber geschrieben. André Schäfer hat es verfilmt, mit dem Autor als Sprecher seiner eigenen Texte. Uslar trifft nette Provinz-Prolls, die manche Klischees bestätigen, andere nicht. Amüsante, keineswegs doofe Doku, in der Realität und Fiktion fruchtbar aneinandergeraten. Martina Knoben Im Bild: Jungs aus Zehdenick.

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(Foto: Universal Pictures Germany)

Endless Love Adam Pettyfer ist niedlich, aber mittellos; Bruce Greenwood ist reich, aber verbittert. Weswegen er seine Tochter von Pettyfer fernhalten will - doch die Liebe bahnt sich ihren Weg. Und so nimmt Shana Festes Drama seinen Lauf. Netter Herzschmerz. Susan Vahabzadeh Im Bild: Gabriella Wilde als Jade Butterfield und Alex Pettyfer als David Eliot.

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(Foto: Warner Bros.)

Her Los Angeles, in einer vorstellbaren Zukunft. Joaquin Phoenix verliebt sich in die virtuelle Persönlichkeit seines sprachgesteuerten Betriebssystems, dem Scarlett Johansson ihre unverkennbare Stimme leiht. Spike Jonzes Film klingt wie eine naive Technikphantasie, überzeugt dann aber erstaunlicherweise als Beziehungsgeschichte. Wenn wir die vollkommene Maschine erschaffen haben - werden wir dann lernen, mit unserer Unvollkommenheit zu leben? Tobias Kniebe Im Bild: Joaquin Phoenix als Theodore Twombly.

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(Foto: Daredo Media)

Love Steaks In seinem famosen Kinodebüt inszeniert Jakob Lass die Liebesgeschichte zwischen einem schüchternen Masseur und einer überdrehten Köchin in einem Kurhotel an der Ostsee als wilde Borderline-Flirtorgie zwischen Ölmassagen und Fleischmarinaden, Knutscherei und Schlägerei. Ein erstaunlich einheitliches Dreierlei aus Erzählkino, Improvisationskino und Dokumentarkino, wild und tragikomisch. David Steinitz Im Bild: Franz Rogowski als Clemens Pollozek und Lana Cooper als Lara Schmelzing.

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(Foto: Rapid Eye Movies)

My Sweet Pepper Land Ein Kurdenwestern, mit Schmuggler- und Revoluzzerinnenbande, von Hiner Saleem - geboren im Irak, in Paris lebend - lustvoll inszeniert. Der Sheriffjob, den der junge Held im wilden Grenzkaff übernimmt, ist allemal leichter als zu Hause der Druck der Familie, sich endlich verheiraten zu lassen. Und er trifft die tolle Golshifteh Farahani, die sich als Lehrerin engagiert und musikalisch hingebungsvoll mit einem Hang hantiert. Fritz Göttler Im Bild: Golshifteh Farahani als Govend und Korkmaz Arslan als Baran.

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(Foto: ThimFilm)

Population Boom Die Rede von der "Überbevölkerung" des Planeten hält der österreichische Dokumentarist Werner Boote für Angsttheater der reichen Industrieländer. In seinem touristischen Filmessay lässt er die Faktenlage einfach beiseite, setzt sich und sein Wohlwollen selbstgefällig in Szene und verkündet als Lösung aller Menschheitsprobleme: Seid nett zueinander! Rainer Gansera

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(Foto: dpa)

Captain America 2: The Return of the First Avenger Der Captain leidet unter dem Zeitsprung, den er seit Teil eins hingelegt hat, und möchte am liebsten in Ruhe die aktuelle Popkultur studieren - nur leider ist beim Geheimdienst eine fiese Verschwörung zugange. Anthony und Joe Russo wickeln artig das Action-Standardrepertoire ab, zeigen mitten im Marvel-Pomp aber gleichzeitig einen NSA-reifen Paranoia-Thriller. David Steinitz Im Bild: Chris Evans als Captain America und Scarlett Johansson als Natasha Romanoff.

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(Foto: Eurozoom)

Stories We Tell Eine phantastische Familiengeschichte, komisch und bewegend, eine kleine Lektion in Sachen Authentizität, zum Spiel von Erinnerung und Imagination. Sarah Polley erzählt von ihrer (Theater-)Familie, von der Vitalität der früh verstorbenen Mutter und - Spoiler! - wer wirklich ihr Vater war, in Interviews und altem, abgenudeltem Home-movie-Material, von dem - nochmals Spoiler! - etwa die Hälfte fake ist. Fritz Göttler Im Bild: Rebecca Jenkins als Diane Polley und Peter Evans als Michael Polley.

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(Foto: dpa)

Westen Das Westberliner Notaufnahmelager Marienfelde 1978: Verhöre, geplatzte Träume, Lagerödnis - aber eine Heldin, die tapfer die Farben des Lebens verteidigt. Christian Schwochow, Meister intimer Porträtkunst, mixt Agententhriller mit deutsch-deutschem Sehnsuchtsmelo und schenkt Jördis Triebel eine Glanzrolle als DDR-Emigrantin auf der Suche nach der Freiheit. Rainer Gansera Im Bild: Jördis Triebel als Nelly Senff.

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(Foto: Independent Artists Filmproduktion)

Zwischen Welten Wie geht die Bundeswehr in Afghanistan mit ihren Mitarbeitern aus der Bevölkerung um? Wie schon in "Die Fremde" geht Feo Aladag der Kollision von Kulturen nach. Im Krisengebiet gedreht, ist die fiktive Geschichte von der Annäherung zwischen einem Bundeswehrhauptmann und seinem afghanischen Übersetzer mit dokumentarischer Authentizität aufgeladen. Anke Sterneborg Im Bild: Ronald Zehrfeld (l.) als Jesper.

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