Dokumentartheater am Schauspiel Leipzig:"Ich habe jede Nacht geweint"

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Dokumentartheater am Schauspiel Leipzig: Sollen zu "sozialistischen Persönlichkeiten" erzogen werden (von links): Teresa Schergaut, Paulina Bittner, Ronja Rath in "Letzte Station Torgau".

Sollen zu "sozialistischen Persönlichkeiten" erzogen werden (von links): Teresa Schergaut, Paulina Bittner, Ronja Rath in "Letzte Station Torgau".

(Foto: Susann Friedrich/Schauspiel Leipzig)

In "Letzte Station Torgau" erzählt das Schauspiel Leipzig von menschenunwürdigen Kinder- und Jugendheimen in der DDR.

Von Peter Laudenbach

Als der Junge elf Jahre alt ist, beschließen die Behörden, dass seine Mutter nicht in der Lage ist, ihn "zu einer sozialistischen Persönlichkeit zu erziehen". An diesem Tag endet der gute, liebevolle Teil seiner Kindheit und Jugend. Von nun an ist er einem System ausgeliefert, das ihn disziplinieren, unterwerfen, brechen will: den Jugendwerkhöfen der DDR. "Ich habe jede Nacht geweint. In den ersten Tagen habe ich gebrüllt. Irgendwann hast Du keine Kraft mehr zu brüllen", erzählt er Jahrzehnte später von seiner Zeit in der Menschendressuranstalt. Das erfahrene Dokumentartheater-Duo Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger (seit Kurzem unter dem prätentiösen Label "dura & kroesinger") hat sich durch amtliche Briefwechsel und Berge von Akten gearbeitet und mit früheren Insassen von Torgau gesprochen, dem schlimmsten der DDR-Jugendwerkhöfe. Es waren Begegnungen mit Menschen, die für den Rest ihres Lebens mit den traumatischen Entwürdigungserfahrungen ihrer Jugend zurechtkommen müssen.

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