Konzert:New Yorker Jazz

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Mareike Wiening kommt mit ihrem Quintett nach Deutschland

Von Oliver Hochkeppel

München - Nach wie vor ist New York das Mekka des Jazz. Fast jeder Jazzmusiker hat deshalb eine ganz besondere Beziehung zu dieser Stadt. Einerseits fühlen sich die meisten unwiderstehlich von ihr angezogen und setzen alles daran, wenigstens eine Zeit lang dort mitzumischen, wo die Tradition so mächtig und die Dichte der erstklassigen Musiker so groß ist wie nirgendwo sonst. Andererseits schaffen das aber die wenigsten. Und wenn, dann ist es angesichts der großen Konkurrenz, der exorbitanten Preise und der desaströsen Entwicklung des Musikmarktes schwer, dort sorgenfrei zu spielen und zu leben. Die aus Erlangen stammende junge Schlagzeugerin Mareike Wiening freilich lebt nicht nur seit sechs Jahren im "Big Apple", sondern ist offensichtlich auch glücklich damit. Jedenfalls, wenn man dem Titel ihrer neuen, beim New Yorker Greenleaf-Label erscheinenden Album glaubt, der da heißt: "Metropolis Paradise".

New York (oder besser Brooklyn, wo der Jazz eigentlich tobt) ist also offensichtlich zur Heimat geworden für die 1987 geborene Fränkin, die zunächst Klavier und Querflöte lernte, bevor sie mit 15 zum Schlagzeug kam. Das studierte sie nach dem Abitur in Mannheim so erfolgreich, dass sie 2009 als Erasmus-Stipendiatin das Rytmisk Musikkonservatorium in Kopenhagen besuchen und Unterricht bei Steve Coleman, Django Bates und vor allem bei Marilyn Mazur genießen durfte. Weil das bestens fruchtete, wurde sie ins Bundesjazzorchester geholt und 2012 auch zum Masterstudium an der New York University angenommen. Erstaunlich schnell fasste sie in der Szene Fuß, spielte mit Stefon Harris oder Ben Wendel und bald auch mit ihrem eigenen Quintett, mit dem sie schon 2014 ihr Debütalbum "Crosswalk" vorlegte. Der Saxofonist Rich Perry, der Pianist Dan Tepfer, der Gitarrist Alex Goodman und der Bassist Johannes Felscher sind bestens eingespielte Stützen bei Wienings Hommage an ihre Wahlheimat.

"Ich möchte, dass der Zuhörer in meine Musik hineingezogen wird, ja, dass er mitsummen und mittanzen kann", sagt Wiening. Das dürfen auch ihre deutschen Bewunderer, denen sie jetzt ihre amerikanische Band auf einer Tour mit zehn Konzerten vorstellt, davon drei in Bayern: In der Münchner Unterfahrt, im Le Pirate in Rosenheim und in der Nürnberger Tafelhalle, wo auch der BR mitschneidet. Ohnehin hat Wiening vor Kurzem auch wieder ein Standbein in Köln aufgesetzt, sie wird künftig zwischen der Domstadt und New York pendeln. Ein Kapitel New Yorker Jazzgeschichte hat sie immerhin schon mitgeschrieben: Die Session für "Metropolis Paradise" war die letzte im legendären Brooklyner "Systems Two"-Studio, in dem seit 1973 alle bedeutenden New Yorker Jazzer aufgenommen haben.

Mareike Wiening Quintett , Samstag, 5. Oktober, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraaße 42; Sonntag, 6. Oktober, 20.30 Uhr, Le Pirate Rosenheim; Montag, 7. Oktober, 20 Uhr, Tafelhalle Nürnberg

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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