Konzert:Aus dem Seelenlabyrinth

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Die Musik der Münchner Band "Liliath" um Sängerin Miriam Arens entzieht sich den gängigen Kategorien des Marktes. Das nun vorliegende Debüt-Album ist mit Crowdfunding finanziert worden

Von Dirk Wagner

Lange hat man auf das Debüt- Album "Seeker Seeker" der Münchner Band Liliath um die Jazz-Sängerin Miriam Arens warten müssen. Dafür gleicht das Ergebnis nun in seiner farbenprächtigen Verworrenheit der auditiven Version eines Tim-Burton-Films. Voller skurriler Figuren, Formen und Farben geraten die Songs, mit denen die Band hinabsteigt in das seelische Labyrinth ihrer Sängerin, bis hin zu jenem Ort, wo laut Text einst das Licht geboren wurde. Die Zirkusromantik, die anfangs noch in "Of White Bubbles" einladend mitschwingt, weicht bald schon düstereren Spielarten einer Suche nach dem Selbst. Wobei Musik und Texte wie in der Single-Auskopplung "Eine kleine Sozialneurose" auch fordernd und sperrig sein dürfen. "Wie gleichgeschaltete Klone der Konsumindustrie sind wir voll von leeren Träumen, die ein anderer generiert", heißt es darin anklagend.

Tatsächlich ist dieses Album ein gutes Beispiel dafür, wie man sich gekonnt dem Einfluss der Konsumindustrie entziehen kann. Damit ihre Musik sich nicht marktstrategischen Überlegungen unterordnen musste, ließ sich die Band die Produktion über ein Crowdfunding vorfinanzieren. Als Dankeschön dafür gibt es neben signierten Alben auch Geigenunterricht beim Produzenten und Mitkomponisten Niki Kampa. Drei Jahre haben Liliath in deren Blau-Raum-Studios am Debüt-Album gebastelt.

Fantasievolle Kostüme und eine markante Stimme: Miriam Arens und die Band Liliath. (Foto: Emanuel Klempa)

Wobei Miriam Arens ihre Vorstellung von einer audiovisuellen Art-Performance schon 2009 selbstbewusst mit ähnlicher Besetzung unter dem Namen Liliath auf ihrem öffentlichen Diplomkonzert der Jazzgesangsklasse an der Hochschule für Musik und Theater München im Jazzclub Unterfahrt präsentierte. Schon damals unterstützte sie der Violinist Niki Kampa, der selbst Student und Assistent der Münchner Jazzlegende Hannes Beckmann war, sowie ihr jetziger Schlagzeuger Josy Friebel am präparierten Schlagwerk. Der damals noch mitwirkende Beatboxer Sebastian Fuchs tritt auf dem Album nur noch als Erzähler in Erscheinung, der mit seinem Prolog auf die Musik vorbereitet, als sei sie ein Märchen: "Es war einmal, und war auch nicht, ein Menschlein namens Zweigesicht. Das sang und rang nach Worten an Orten voller Nacht und Licht."

Zweigesicht, das ist das Alter Ego von Miriam Arens, die schon 2009 den ersten Preis der Jazz-Vokal-Competition an der "Neuen Jazzschool München" gewonnen hatte. Dann folgten zahlreiche Auftritte mit der Big Band Dachau, mit dem Juventhusias Quartett oder mit dem Miriam Arens Quartett, um nur drei der weiteren Spielfelder zu nennen, in denen die Sängerin ihre Stimme erhebt. Niki Kampa führt derweil unter anderem das Musikprojekt Prima Transit des 2016 verstorbenen Jazzgeigers und Komponisten Hannes Beckmann fort, das Kindern und Jugendlichen, die neu in Deutschland ankommen, die Ankunft in der neuen Kultur erleichtern will, indem gemeinsam musiziert wird. Bis hin zum Bassisten Boris Boskovic, dessen Band Moy Avaz mit groovendem Balkan-Pop überzeugt, sind jedenfalls alle Bandmitglieder ausreichend mit anderen Musikprojekten beschäftigt, so dass die fantasievoll als Gesamtkunstwerk inszenierten Konzerte von Liliath wahre Königstreffen sind. Inklusive Königin natürlich.

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Liliath , Donnerstag, 10. Oktober, 20 Uhr, Music Club Munich, Margot-Kalinke-Straße 3 (3. Obergeschoss)

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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