Kinostarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"I'll be back", sagte Arnold Schwarzenegger einst in "Terminator 2". Jetzt ist der Film zurück in gelungener 3-D-Fassung. "Atomic Blonde" mit Charlize Theron ist eine gewalttätige Modestrecke.

Von den SZ-Kinokritikern

Atomic Blonde

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(Foto: dpa)

Für manche Filme gehört eine eigene Kategorie erfunden; nominiert in der Kategorie "zweistündige gewalttätige Modestrecke, die so tut, als sei sie ein Thriller" ist dieses Jahr beispielsweise Atomic Blonde. Als Agentin im Berlin zur Zeit des Mauerfalls sorgt sich Charlize Theron als Lorraine Broughton viel um ihr Outfit und ermordet sonst brutal feindliche und nicht ganz-so-feindliche Agenten. Wer ist Freund? Wer Feind? Passen die Blutspritzer zur Lippenstiftfarbe? Ein Film wie ein Bad in einer Wanne voller Eiswürfel: schön anzusehen, aber garantiert nicht gesund.

Tulpenfieber

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(Foto: dpa)

Ein alter Kaufmann (Christoph Waltz), der ein Waisenmädchen (Alicia Vikander) ehelicht, ein Maler (Dane DeHaan), der sich in sein Modell verliebt, eine Magd, die eine Liaison mit dem Fischhändler unterhält und Tulpenzwiebeln, die als Spekulationsobjekt das Zehnfache eines HandwerkerJahresgehalts kosten. In seiner Verfilmung des Romans von Deborah Moggach verliert Justin Chadwick das Gewirr der Handlungsstränge bald aus den Augen, und taucht stattdessen ganz sinnlich in die Welt der niederländischen Gemälde des 17. Jahrhundert ein, ins wuselnde Leben zwischen Grachten und in die dunstige Düsternis prächtiger Interieurs.

Happy Family

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(Foto: Warner Bros. Ent.)

Familie Wünschmann wurde verhext. Der Papa ist Frankenstein, die Mama Vampirin, die Tochter Mumie und der Sohn ein Werwölfchen. Als Monster-Mischpoke irren sie durch London und Ägypten, versuchen den Fluch loszuwerden und finden darüber natürlich zu sich selbst. Mit seinen blutleeren Figuren trifft Holger Tappes umständlich konstruierter Animationsfilm ziemlich genau das Humorlevel eines Furzkissens. Dafür in 3-D.

Hampstead Park - Aussicht auf Liebe

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(Foto: dpa)

Diane Keaton und Brendan Gleeson spielen ein Paar, das nicht zusammenpasst aber trotzdem aneinander hängen bleibt: Sie ist bourgeoise Witwe, er wohnt illegal im Park, ihre Affäre ist so surreal und so romantisch wie der üppige englische Sommer, in dem sie stattfindet. Die beiden amüsieren sich, während Joel Hopkins der Story einen Hauch Gesellschaftssatire und Gentrifizierungsprotest beimengt.

Einsteins Nichten

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(Foto: Cinefattoria)

Den Bruchlinien der Geschichte spürt Friedemann Fromm in dieser Dokumentation nach. Fast mädchenhaft wirken die beiden alten Damen in ihren flatternden Kleidern im warmen Licht der Toskana. Mehr als siebzig Jahre nachdem die Mitglieder ihrer berühmten Familie vom deutschen Sonderkommando ermordet wurden, kehren die Zwillingsschwestern an den Ort des Schreckens zurück. Zwischen dem Zauber des Ortes und dem Grauen der Erinnerung entsteht ein Dokument gegen Vergessen und Verdrängung.

Ana, mon amour

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(Foto: dpa)

Hübsche studentische Romanze, sympathisches Darsteller-Duo, daran dürfen wir uns zu Beginn erfreuen. Doch der rumänische Regisseur Călin Peter Netzer springt zwischen drei Zeitebenen und will demonstrieren, dass die Liebe gegen autoritäre Väter und Panikattacken keine Chance hat. Er nervt mit einer Wackelkamera, die den Realismus dieser postkommunistischen Liebesentzauberung zur formalen Behauptung macht.

Annabelle 2

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(Foto: Warner Bros. Entertainment Inc.)

Ein Dämon sitzt in einer Puppe. Oder in einem Mädchen. Auch in einer Vogelscheuche? Oder im Brunnen? Die Möglichkeiten sind so beliebig, dass man sich vor allem fürchten muss oder vor gar nichts. Jedenfalls: Dämon wütet im Haus eines Puppenmachers, der seine kleine Tochter verlor und dafür sechs Waisenkinder und eine sexy Nonne aufnimmt, die David F. Sandberg alle mit biederem Horror quält.

Das ist unser Land!

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(Foto: dpa)

Sie soll das neue Gesicht der alten Rechten werden: Pauline ist Krankenschwester in einer nordfranzösischen Stadt. Eine rechtspopulistische Partei will sie zur Bürgermeisterin machen. Die Figuren sind leider etwas funktional angelegt, aber Lucas Belvaux' Politdrama zeigt gut, wie der Populismus von der Krise der Demokratie profitiert und in welch verlockend chicer Rhetorik der xenophobe Diskurs mittlerweile daherkommt.

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(Foto: déjà-vu film)

Das Erzählen erzählen, mit allen Mitteln. Gleich zu Beginn gibt es den guten Rat: Nicht aufhören zu atmen. Der Fitnesscoach Et hält das für eine grundsätzliche Überlebenshilfe. Gleich darauf wird er gefeuert. Er leidet an seiner neuen Freiheit, an Ziellosigkeit und Depression. Seine zwei Ex-Arbeitgeber bleiben ihm auf den Fersen wie ein mephistophelisches Doppelgespann. Mit fiesen Kommentaren und schikanösen Ratschlägen. Et will von der Brücke springen und stellt sich ziemlich deppert dabei an. Malte Wirtz ist ein Theatermensch, er sucht im Kino die Naivität. Das Berliner HAU ist der Sammelpunkt seines Films. Die Stadt ist schönste Abstraktion, so lange man sich auf Distanz hält. Sonst rutscht man schnell ins Absurde und landet wieder beim Theater.

Parasol - Mallorca im Schatten

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(Foto: Wrong Men)

Nebensaison auf Mallorca. Drei einsame Träumer streifen auf der Suche nach dem Glück durch leere Hotelanlagen. Der schüchterne Alfie macht mit den Eltern Campingurlaub. Bimmelbahnführer Pere versucht die Beziehung zu seiner Tochter zu kitten. Und Rentnerin Annie jagt einer treulosen Internetbekanntschaft hinterher. Valéry Rosier erzählt dieses Urlaubspanorama der Unglücklichen in leisen, ironischen Momenten, die sich nie ganz zwischen Tragikomödie und dokumentarischer Meditation entscheiden wollen.

Western

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(Foto: Komplizen Film)

Deutsche Bauarbeiter auf Montage in Bulgarien: Valeska Grisebach macht einen Western daraus, spielt mit den Zutaten des Genres, um seine Regeln und Akteure besser zu verstehen. Was heißt es heutzutage ein Mann zu sein? Deutscher zu sein? Wie viel Verständigung über Sprach- und Ländergrenzen, aber auch Geschlechterbarrieren ist möglich? Grisebachs Darsteller sind Laien - das gelebte Leben in ihren Gesichtern und Körpern verankert diesen spannenden Feldversuch in der Wirklichkeit.

Terminator 2 (3-D)

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(Foto: StudioCanal)

Er hat so oft gesagt, dass er zurückkommt ("I'll be back!"), und hier ist er wieder: Arnold Schwarzenegger reist als Kampfroboter aus der Zukunft ins Jahr 1991, aus dem uns wiederum James Camerons Actionklassiker als Wiederaufführung entgegenkommt. Die Konvertierung in 3-D ist gelungen und macht ausnahmsweise mal Sinn. Plötzlich wirkt sie selbst wie eine Zukunftstechnologie von gestern und bekommt dadurch Retro-Charme.

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