Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 Min.

Träumerin an der Kinokasse: Olivia Colman in "Empire Of Light". (Foto: Parisa Taghizadeh/Searchlight Pictures)

Sam Mendes träumt von alten Kinopalästen, und Christian Petzold färbt den Himmel rot - die Filmstarts der Woche in Kürze.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Brady's Ladies

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Annett Scheffel: Die Chemie zwischen den vier legendären Leading Ladys (Lily Tomlin, Jane Fonda, Rita Moreno & Sally Field) ist warm und wohltuend. Als munteres Tom-Brady-Fanquartett geht es zum Superbowl, um den Star-Quarterback live spielen zu sehen. Ein Touchtown ist die Sportkomödie aber eher nicht, obwohl das Drehbuch vom "Booksmart"-Autorinnen-Duo Duo Sarah Haskins und Emily Halpern stammt, die lahme Witze und Genreklischees eigentlich zu umschiffen wissen. Kyle Marvins Regiedebüt scheut kein Product Placement und ist eher wie ein Kinderfilm für Seniorinnen: herzerwärmend, aber albern.

Empire of Light

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Josef Grübl: Sie begrüßt die Gäste, verkauft Tickets und klaubt das Popcorn aus den Sesseln - Filme sieht sie aber nie. Dass diese Angestellte eines ehrwürdigen englischen Kino-Palasts etwas verpasst, ist klar. Dass sie an einer bipolaren Störung leidet, entspringt dem Kopf ihres Erfinders: Sam Mendes hat erstmals allein ein Drehbuch geschrieben, darin erzählt er von geistiger Gesundheit, Rassismus, Thatcherismus und der Magie des Kinos. Das ist ziemlich viel für einen Film, wirkt leider auch recht konstruiert. Da der Brite aber ein guter Regisseur ist, sieht man trotzdem gerne zu. Nur das Drehbuchschreiben sollte er anderen überlassen.

Ghosted

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Tobias Kniebe: Seit sie James Bond mit Maschinenpistole und Karatekünsten zur Seite stand, hat sich die Schauspielerin Ana de Armas auf die Rolle der kampfkräftigen CIA-Agentin eingeschossen - sie spielt hier fast dieselbe Rolle wie in "The Gray Man". Diesmal folgt ihr ein schwer verliebter Farmer (Chris Evans) nichtsahnend nach London, dann werden beide von fiesen Schurken gejagt, die auf der Spur einer Superwaffe sind. Regisseur Dexter Fletcher versieht das actionreiche aber formelhafte Einmal-um-die-Welt-Geballer mit einem komischen Romcom-Touch, und Ana macht ihrem Nachnamen wieder mal alle Ehre: Armas heißt schließlich Waffen.

Happy 50

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Fritz Göttler: Yves (Guillaume de Tonquédec) wird fünfzig, also ziehen die Freunde und ihre Frauen mit ihm los, auf eine griechische Insel. Der Flug wird aber abgesagt, also geht's ersatzweise nach Kerzélek, in die Bretagne, dort hat Yves sein altes Familienhaus. Das Wetter ist nicht wirklich sonnig wie versprochen, man grummelt und versucht, sich vor Schlimmerem zu schützen (Keine Zigarette an einer Kerze anzünden, sonst muss ein Seemann sterben!). Aber dann hat einer in der Runde (Lambert Wilson) die dumme Idee, Yves mit einem geschenkten DNA-Test zu beglücken. Ein Whodunit - war der Gärtner etwa der Vater? Éric Lavaine ist ein kleiner Meister der französischen Midlife-Buddy-Komödie, in der Schräges plötzlich eine triste Abgrundtiefe gewinnt. Aber die feuchte Bretagne hat doch Köstliches zu bieten, etwa Muscheln vom Grill. "Plancha" heißt der Film im Original, er ist eine Fortführung von Lavaines "Barbecue". In Kürze wird es noch einen weiteren Film von ihm bei uns geben, "Mamma ante portas".

Infinity Pool

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Fritz Göttler: Die Leiden des jungen Erfolgsautors James, in einem dekadenten Luxusresort, der Strand ist süd-, das militärische Gepränge eher mitteleuropäisch. Der Junge sucht, wie der in Petzolds "Roter Himmel", Inspiration für sein zweites Buch. Dann fährt er betrunken einen Einheimischen tot, und darauf steht hier die Todesstrafe. Die Hinrichtung kann aber, wenn man genügend zahlt, auch an einem stellvertretenden Klon erfolgen ... und das wird hier in scheußlicher und bösartigster Konsequenz praktiziert, vom ältesten Sohn des getöteten Mannes. So gerät der dritte Film von Brandon Cronenberg in eine Spirale des exzessiven Nihilismus, das gefakte Leben im richtigen zerbröselt den hehren Begriff von Schuld und Verantwortung. Alexander Skarsgård ist der gequälte James, immer größer wird seine Sehnsucht nach dem ganz großen Schlaf.

Loriots grosse Trickfilmrevue

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Philipp Stadelmaier: Peter Geyer präsentiert die Trickfilme des großen Loriot in neuer Leuchtkraft und Schärfe und legt dabei frei, was dem heutigen deutschen Humor abhandengekommen ist: die Fähigkeit der bürgerlichen Gesellschaft, über sich selbst zu lachen. Der Witz liegt darin, die Komik der bundesrepublikanischen Steifheit und Pedanterie abzulesen und diese ebenso aufzublasen wie die Nasen der Figuren. Die Essenz des Loriot'schen Humors, die Groteske der Niedlichkeit, kommt im Trickfilm einfach am besten zur Geltung. Vergangene Zeiten.

Miss Viborg

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Magdalena Pulz: Die besten Schnitzel soll es in in Hannover geben, sagt Solveij. Dabei weiß sie das gar nicht so genau - die alleinstehende ältere Frau hat das triste dänische Städtchen Viborg nie wirklich verlassen. In Gleichmut verbringt Solveij ihre Tage damit, ihre rezeptpflichtigen Medikamente zu verticken. Die Lieferung erfolgt stilecht im Elektrorollstuhl, ihre schlecht gefärbten roten Haare wehen im Wind. Doch als die patente Nachbarstochter Kate (Isabella Møller Hansen) sich wortwörtlich in ihr Leben stiehlt, wagt Solveij doch noch noch mal einen Schritt in Richtung Welt. Eine von Marianne Blicher einfühlsam inszenierte Tragikomödie voller Leichtigkeit, die manchmal vielleicht etwas zu ruhig dahintröpfelt.

One In A Million

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Anna Steinbauer: Die erfolgreiche Youtuberin und ihr größter Fan: Während Whitneys Leben in den USA aus hartem Turn-Training besteht, das sie mit Videos dokumentiert, verbringt Yara in Deutschland mehrere Stunden pro Tag damit, den nicht minder erfolgreichen Fanaccount ihres Idols zu füttern, den sie angelegt hat. Zwei Jahre lang begleitete Regisseurin Joya Thome die beiden Teenager, die sich nicht kennen und doch so viel gemeinsam haben. Entstanden ist ein einfühlsames Coming-of-Age-Porträt zweier Heranwachsender, das seinen Protagonistinnen ganz nah kommt und deren Erfolgsstreben, ihre Sehnsucht und Einsamkeit ernst nimmt.

Roter Himmel

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Susan Vahabzadeh: Ein Sommerfilm mit einem Unterton von Angst und Bedrohung: Leon (Thomas Schubert) und Felix (Langston Uibel) wollen in den Ferien von der Muse geküsst werden, aber das ruhige Ferienhaus im Wald an der Ostseeküste ist schon belegt von Nadja (Paula Beer). Christian Petzold erzählt eine Liebesgeschichte in nahezu apokalyptischen Verhältnissen, kaum jemand kann so genau Figuren zeichnen und Emotion erzeugen wie er. Und der rote Himmel ist kein romantischer Sonnenuntergang - Waldbrände rücken immer näher. Einer der besten deutschen Filme der letzten Zeit, bei der Berlinale mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.

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