Kabarett:In der Glücksschmiede

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Silvana und Thomas Prosperi nennen sich "Rhythmuspoeten". (Foto: Peter Edelmann)

Das 19. Bühnenprogramm des Duos "Faltsch Wagoni"

Von Oliver Hochkeppel, München

Ob Silvana und Thomas Prosperi alias "Faltsch Wagoni" mit ihren 37 Bühnenjahren nun wirklich Deutschlands dienstältestes Kabarettduo sind, wie ein Kritiker unlängst schrieb, sei dahingestellt. Bis heute ist ja auch nicht eindeutig geklärt, ob es überhaupt Kabarett im eigentlichen Sinne ist, was die beiden machen: "Rhythmuspoeten" nennen sie sich selbst, und seit jeher ist ihr Mix aus inszeniertem Musiktheater, Songwriter-Satiren, liebevollem Geschlechterkampf und geschliffenem, mitunter geradezu philosophischem Sprachspiel unverwechselbar und einzigartig. War das konkret Politische nie das Ding der "Altachtundsechziger von 1978", so haben ihre Programme im Zuge ihres starken Engagements für die Flüchtlingsintegration im heimischen Herrsching (nach vielen Jahren in Gräfelfing) seit 2015 auch in diesem Punkt zugelegt. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass die Prosperis das rare Privileg genossen, mit Georg Kreisler befreundet zu sein, und von ihm über die Maßen geschätzt zu werden.

Noch im Juli machten die beiden bei ihren "Kurzspieltagen" aus dem Sommerloch eine Tugend, als sie an mehreren Abenden jeweils zwei von drei ihrer Programme in Kurzversion zusammenspannten. Jetzt aber ist das neue - alles richtig gerechnet - 19. Programm fertig und feiert in der Lach- und Schießgesellschaft Premiere. Wieder einmal zeigt schon der Titel, mit welcher Finesse und Ausdauer bei "Faltsch Wagoni" an jedem Wort (und auch an jedem Klang) gefeilt wird. Der Arbeitstitel lautete noch schlicht "Zum Glück" mit dem Untertitel "Lustvolle Betrachtungen - kein Ratgeber". Aber zweideutiger und prägnanter zugleich ist "Zum Glück kein Ratgeber", wie es jetzt heißt. Und wo man sich den Bindestrich zur Verdeutlichung selbst dazu denken kann.

Bei dieser Show wird man also nie erfahren, wie man glücklich wird. Höchstens, dass man es schon ist - vielleicht ohne es zu wissen. Gott sei dank, oder wie "Faltsch Wagoni" eben lieber sagt: zum Glück.

Wo jeder seines Glückes eigener Schmied sein soll, da ist das mit dem Schmieden so eine Sache. Wie besessen schmieden die meisten drauflos, obwohl das mehr schadet als nützt. Bräuchte es doch in Zeiten des Zuviel zum Glück eigentlich weniger. Oder wie es Ernest Hemingway formulierte: Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis. Für "Faltsch Wagoni" reichen zum Glück eigentlich immer zwei Sachen: Zwei Koffer, zwei Instrumente, zwei Stimmen, zwei Köpfe, zwei musikalische, wortstarke Stunden voller Fantasie. Für die sorgen jede Menge neue Texte und Songs. Und gerade, was das Songwriting angeht, sind Silvana und Thomas Prosperi in jüngster Zeit ja immer noch besser und besser geworden.

Faltsch Wagoni , Dienstag, 29. Oktober, bis Samstag, 2. November, 20 Uhr, Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastraße 9

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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