Julie Delpy im Interview:"Ich habe meine erste mickrige halbe Million bekommen, da war ich 36 Jahre alt"

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Mehr als eine "Ulknudel": Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Julie Delpy. (Foto: AP)

Im Kino spielt Julie Delpy eine Frau mit einem psychopathischen Sohn. Im realen Leben ärgert sie sich über die Männerdominanz im Filmgeschäft.

Von Verena Mayer

Julie Delpy ist als Charakterschauspielerin eine feste Größe des europäischen Kinos. Seit sie als Jugendliche zum ersten Mal vor der Kamera stand, wird die Französin für ihre Schönheit gerühmt, der Schriftsteller Max Frisch schrieb ihr gar "das Gesicht einer großen deutschen Romantikerin" zu. Doch die 46-Jährige hat sich längst von solchen Zuschreibungen gelöst. Nicht nur, weil sie sich im Leben ohnehin nie schön gefühlt habe, wie sie beim Gespräch in einer Berliner Hotelsuite sagt. "Und das Kompliment kann ich auch nicht annehmen, weil ich mich nie als Romantikerin sehen würde."

Seit Jahren dreht und produziert Delpy, die als Kind eines Schauspieler-Ehepaares in Paris aufwuchs und seit Langem in Los Angeles lebt, selbst Filme. Ihre Komödien handeln oft von interkulturellen Missverständnissen zwischen Amerikanern und Franzosen, in ihrem neuen Film "Lolo - drei ist einer zu viel" geht es um eine Frau mit einem psychopathischen Sohn, der alles daran setzt, einen Keil zwischen die Mutter und deren neuen Freund zu treiben. Ein typischer Delpy-Film mit viel Situationskomik und manchmal brachialem Humor, wobei ihr die Spezialisierung auf Komödien nicht nur Vorteile gebracht habe. "Ich bekomme jetzt keine Angebote für ernste Filme mehr, weil alle denken: ah, die Ulknudel."

Der Ausweg aus dem diskriminierenden Filmgeschäft: das Fernsehen

Als Frau in der Film-Industrie bestehen zu müssen, sei überhaupt so eine Sache, so Delpy. Man dürfe als Frau am Set niemals laut werden, müsse immer überpünktlich sein, jede Deadline einhalten. "In dem Moment, in dem eine Frau einen Fehler macht, wird er ihrem Geschlecht angelastet." Das Schwierigste für Produzentinnen und Regisseurinnen sei es jedoch, Geld aufzutreiben. "Ich habe meine erste mickrige halbe Million bekommen, da war ich 36 Jahre alt, mehr als zwei Jahrzehnte lang im Geschäft und hatte eine Oscar-Nominierung für ein Drehbuch in der Tasche." Allerdings sieht Julie Delpy einen guten Ausweg: Das Fernsehen nämlich, mit seinen neuen Erzählformaten. Sie selbst entwickle gerade eine Comedy-Serie.

Die Serie jener drei Kinofilme, in denen sie im Abstand von neun Jahren gemeinsam mit Ethan Hawke ein Liebespaar spielte, dessen Beziehung sich von Film zu Film veränderte, ist längst Kult. Ob es noch einen vierten Teil geben wird, kann Delpy aber nicht sagen. "Dann müssten wir das ja machen, bis wir im Altersheim sind." Andererseits: "Die Jahre, in denen man 50, 60 oder 70 Jahre alt ist, können ja schon sehr komisch sein. Nur der Tod ist dann leider nicht mehr lustig."

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