Theater:Prolls der Kunst

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Rauchpause beim aus dem Ruder laufenden Kindergeburtstag: Benny Claessens und Kerstin Graßmann. (Foto: Apollonia T. Bitzan)

Die wollen nur spielen: "Die Monosau" von Jonathan Meese an der Berliner Volksbühne.

Von Peter Laudenbach

Woanders herrscht der Karneval, in Berlin kann man einfach in die Volksbühne gehen und sehr entspannt die Spiele der Entgrenzung genießen. Mit lästigen Kleinigkeiten wie Sinn und tieferer Bedeutung hält sich die jüngste Volksbühnen-Premiere, ein "garantiert regiefreier Abend" mit dem vielversprechenden Titel "Die Monosau", erst gar nicht auf (für die Dramaturgie sorgt Henning Nass, Regie führt angeblich ein Zauberwesen namens "K.U.N.S.T."). Die üblichen politischen Erbauungsbotschaften zur Publikumsbelehrung sind nicht zu befürchten, schließlich stammt die Textvorlage von Jonathan Meese, dem selbsterklärten Botschafter einer Diktatur der Kunst. Meese kennt nur ein Ziel: Das "Gesamtkunstwerk Deutschland", in dem jedes und alles zu Kunst wird. Wenn der Totalkünstler Botschaften verkündet, klingen sie etwas anders als die Predigten der politischen Korrektheit, nämlich zum Beispiel so: "Wir müssen die Prolls der Kunst werden! Nennt Euch Proll Prollotoz!" Oder so: "Ihr werdet die Goldinsel nie betreten, Ihr Fratzen!" - womit dann vermutlich genau die Ideologen gemeint sind, die Kunst mit einer Zeitgeist-Verkündigungsplattform verwechseln.

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