Jazz:Mehr Raum für Klang

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"Chop Gelado" spielen in der Nachtkantine

Von Ralf Dombrowski, München

Vor der Tür ist eine Grube, denn an der Stelle soll einmal ein Konzertsaal stehen. Für die Nachtkantine hat das Vor- wie Nachteile. "Das Disco-Laufpublikum ist verschwunden", meint Michael Wüst, einst Adlatus des Münchner Hallenzaren Wolfgang Nöth, inzwischen Kolumnist des Internet-Blogs Kulturvollzug und bis vor kurzem auch Programmplaner der White Box. "Dafür haben wir jetzt die Möglichkeit, bis zum Zeitpunkt der Eröffnung des Konzertsaals Live-Musik zu präsentieren."

In Absprache mit dem Wirt der Nachtkantine Alex Baehr und zusammen mit anderen freien Veranstaltern wie Miko Watanabe hat er in einer Hauruck-Aktion ein Programm zusammengestellt, das am Donnerstag mit einem Konzert von Chop Gelado seinen Anfang nimmt. Über den Jahreswechsel hinaus sind weitere Termine geplant, im Gespräch sind Events mit Ecco di Lorenzo oder auch Table For Two. In jedem Fall soll die Gelegenheit ergriffen werden, einen etablierten und bislang neben Nachtschwärmern vor allem von Swing-, Tango- und Salsa-Tänzern genutzten Ort in München auch für Konzerte zu öffnen.

"Wohlgemerkt, es geht um die Musik, also nicht um Klangtapete im Hintergrund", erklärt Wüst weiter, und deshalb hat er auch eine der versierten heimischen Bands an der Grenze von Swing, Soul und Entertainment für das Debüt der neuen Reihe gebucht. Denn Chop Gelado ist ein Quintett um den brasilianischen Gitarristen und Sänger Paolo Alves und den Münchner Saxofonisten Tom Reinbrecht, das im Sommer sein erstes Album "Places - Faces - Traces" veröffentlicht hat und nun mit einer Mixtur aus griffigen Melodien und lässigem Groove die Clubs zu erobern sucht.

Zum Team gehören außerdem der Tastenmann und Hammond-Spezialist Matthias Bublath, der langjährige Passport-Bassist Patrick Sales und der erfahrene Studiotrommler Thomas Simmerl. In der Nachtkantine werden die Geigerin Alexa Beattie und die Cellistin Anna Rehker hinzukommen, um das Programm unter dem Motto "Chop e Espresso" in Richtung pfiffige Salonmusik zu ergänzen. Genau genommen werden daher zwei Konzerte in einem Paket geboten, die neue Linie mit Saitenunterstützung und der bewährte World-Soul-Sound, mit dem sich Chop Gelado bereits in der Münchner Szene einen Namen gemacht hat. Ein opulenter Start für einen so gar nicht klassischen Konzertsaal.

Chop Gelado, Donnerstag, 27. Okt., 20 Uhr, Nachtkantine, Atelierstr. 28

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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