64. Internationales Filmfestival von Locarno:Da geht wieder was

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Ein Filmfestival im Wandel: In Locarno setzt man vermehrt auf Action und Glamour, um dem Spektakel ein neues Image zu verpassen. Das Augenmerk liegt mehr als bisher auf dem publikumswirksamen Film - und natürlich auf den geladenen Stars.

Der Rote Teppich wird beim 64. Internationalen Filmfestival von Locarno, das am Mittwoch beginnt, eine größere Rolle spielen als bisher. Filmstars wie Gérard Depardieu, Isabelle Huppert, Harrison Ford, Daniel Craig, Bruno Ganz, Daniel Brühl und Leslie Caron sollen für mehr Glanz und Glamour sorgen. Olivier Père, der das Festival erst zum zweiten Mal leitet, will der Filmschau am Lago Maggiore in der Schweiz offenkundig ein neues Image verpassen.

Filmfestival von Locarno: Wenn die Projektoren auf der Piazza Grande starten, dann wird es still im Publikum. (Foto: dpa)

Und auch der auf Action und Abenteuer ausgelegte Eröffnungsfilm "Super 8" von J. J. Abrams aus den USA signalisiert diesen Wandel: Das Augenmerk gilt mehr als bisher dem attraktiven, publikumswirksamen Film.

Mehr Show ohne Verlust an Gehalt, so die Devise. Im wichtigsten Wettbewerb, dem "Concorso Internazionale", wird jedoch weiterhin vor allem auf Entdeckung von neuen Talenten - und neuen Filmsprachen - besonderer Wert gelegt.

Im Rennen um den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden, ist Deutschland sogar an drei Beiträgen als Mitproduzent beteiligt: "Tanathur" (Last Days in Jerusalem) des in Israel lebenden Palästinensers Tawfik Abu Wael, "The Loneliest Planet" der aus Russland stammenden US-Amerikanerin Julia Loktev und "Un Amour de Jeunesse" von der Französin Mia Hansen-Løve. Die Konkurrenz besteht aus 20 weiteren Spiel- und Dokumentarfilmen.

Die abendlichen Freiluftaufführungen auf der Piazza Grande fungieren auch in diesem Jahr als Publikumsmagnet. Von den 18 Filmen, die dort gezeigt werden, wurden insgesamt sechs mit einem finanziellen Engagement aus Deutschland realisiert. Dazu gehört auch "4 Tage im Mai" von Regisseur Achim von Borries. Der Film verspricht auf zugleich spektakuläre und sensible Weise einen Rückblick in die deutsche Geschichte am Ende des Zweiten Weltkriegs. Er gilt damit als beispielgebend für das von Festivalleiter Olivier Père besonders geschätzte Kino, das Anspruch und Unterhaltung klug verbindet.

Zwei Hollywoodstreifen als Highlight

Als Hollywoodfilm-Höhepunkte gelten schon jetzt die Piazza-Präsentationen der Streifen "Cowboys und Aliens" durch die Hauptdarsteller Harrison Ford und Daniel Craig und "Ein Amerikaner in Paris" durch die legendäre Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin Leslie Caron. Der vor 60 Jahren uraufgeführte Musical-Film läuft im Rahmen der Retrospektive mit Filmen von Vincente Minnelli. Der Vater von Liza Minnelli war einer der Star-Regisseure Hollywoods in den 1940er und 1950er Jahren.

Präsident der Jury für den internationalen Wettbewerb um den Goldenen Leoparden ist der portugiesische Produzent Paulo Branco. Er ist einer der prägenden Partner vieler Regisseure des europäischen Autorenkinos, zum Beispiel der Deutschen Wim Wenders und Werner Schroeter. Mit ihm in der Jury ist auch die durch Erfolge wie "Requiem" und "Henri 4" international bekannte deutsche Schauspielerin Sandra Hüller.

Insgesamt zeigt das Festival fast 300 Filme. Die Preisvergabe findet am 13. August während einer Gala auf der Piazza Grande von Locarno statt.

© sueddeutsche.de/dpa/cris/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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