Im Kino: Richard Gere:Ein Mann für gewisse Stunden

Er ist nicht von Geburt an graumeliert und spielt auch nicht immer den millionenschweren Traummann - obwohl sein neuer Film den Eindruck erwecken könnte: Richard Geres Karriere

Ruth Schneeberger

1 / 21
(Foto: ap)

Richard Gere ist nicht von Geburt an graumeliert, und er spielt auch nicht immer den millionenschweren Traummann - obwohl sein neuer Film den Eindruck erwecken könnte. Seine Karriere in Bildern. Man mag es kaum glauben, aber auch Richard Tiffany Gere ist nicht als souverän lächelnder Silberrücken auf die Welt gekommen. 1949 in Philadelphia als Sohn eines Versicherungsvertreters und einer Hausfrau geboren, wuchs er mit vier Geschwistern auf einer Farm bei New York auf. Früh übte er sich im Instrumentespielen und komponierte für das Studententheater. Ein Sportstipendium ermöglichte ihm das Studium der Philosophie, das er nach zwei Jahren abbrach, um Schauspieler zu werden. Es hat ihm nicht geschadet: Text: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de/cmat

2 / 21
(Foto: dpa)

Spätestens seit seinem Auftritt als Millionär mit Bindungsangst an der Seite von Julia Roberts in der unerreichten Hollywood-Schnulze Pretty Woman (1990) ist er einem Millionenpublikum bekannt und inzwischen wohl genauso millionenschwer wie sein Film-Alter-Ego.  

3 / 21
(Foto: dpa)

Dabei war Gere längst nicht von Beginn seiner Karriere auf das Fach des seriösen Verführers festgelegt. Sondern eher auf das des unseriösen:

4 / 21
(Foto: Cinetext)

1980, fünf Jahre nach seinem Erscheinen auf der Bildfläche, spielte er den American Gigolo in dem Film Ein Mann für gewisse Stunden. Doch der 31-Jährige, der schon seit 1969 an seiner Schauspielkarriere bastelte, war mit seinen Broadway- und Musical-Auftritten in jüngeren Jahren und mittlerweile schon fünf Kinorollen als Polizist, Soldat, Latin Lover und jugendlicher Rebell erfahren genug, der Rolle des Edel-Callboys eine Aura der Einsamkeit, Traurigkeit und Tiefe zu verleihen. Und obwohl er fortan weiterhin ...

5 / 21
(Foto: ap)

... vor allem als schöner Mann an der Seite schöner Frauen gezeigt wurde, wie 1983 als Kleinganove mit Valérie Kaprisky in dem Thriller Atemlos (im Bild), 1986 als Polizist und 1992 als Psychiater jeweils an der Seite von Kim Basinger in den Filmen Gnadenlos und Eiskalte Leidenschaft, ...

6 / 21
(Foto: dpa)

... als Kriegsheimkehrer an der Seite von Jodie Foster 1993 in Sommersby (im Bild), als Psychiatrie-Patient Mr. Jones im selben Jahr an der Seite von Lena Olin, ...

7 / 21
(Foto: ddp)

... und schließlich als Society-Gynäkologe inmitten sehr vieler Frauen in Dr. T and the Women  (2000), trotz all dieser Rollen also, in denen es um Äußerlichkeiten und Liebesbeziehungen ging, hat sich Richard Gere stets diesen Nimbus des unglücklich Liebenden bewahrt, des Mannes, der sich der Gegenliebe nie ganz sicher sein kann.

8 / 21
(Foto: dpa)

1999 wagte er sich noch einmal an seinen Welterfolg mit Julia Roberts heran, als beziehungsgeschädigter aber heiratswilliger Journalist in der Liebeskomödie Die Braut, die sich nicht traut. Der Film konnte aber bei weitem nicht an ihr beider Erstwerk anknüpfen.

9 / 21
(Foto: dpa)

Im Jahr 2000 wurde der 50-Jährige zum wahrscheinlich letzten Mal als umschwärmter Lover in dem Film Es begann im September eingesetzt - an der Seite von Winona Ryder. Es war auch ihre vorerst letzte große Hauptrolle. Danach folgten bei der ehemals Oscar-prämierten Schönen 2002 nur noch Mr. Deeds und eine Verurteilung als Ladendiebin, woraufhin ihre Karriere im Sande verlief. Der herbstlich-todtraurige Film behandelt die Liebe zwischen dem High-Society-Geschäftsmann Will und der jungen Charlotte, die wegen eines Herzleidens nur noch ein Jahr zu leben hat.

10 / 21
(Foto: Buena Vista)

Seitdem ist der Ergraute weniger als Sexsymbol, sondern eher als betrogener Ehemann an der Seite von Diane Lane in dem Beziehungsdrama Untreu (2002) oder als verschmähter Liebhaber wie in dem Tanzfilm Darf ich bitten? (2004) an der Seite von Jennifer Lopez zu sehen.

11 / 21
(Foto: Filmverleih)

So auch in seinem neuesten Film, der am Donnerstag in die deutschen Kinos kommt: In Amelia spielt er den reichen Verleger George Putnam, der die Flugbegeisterte Amelia Earheart heiratet, die ihn mit ihrem langjährigen Freund und Piloten Gene Vidal (Ewan McGregor) betrügt. 

12 / 21
(Foto: Filmverleih)

Das hochfliegende Biopic erzählt die Lebensgeschichte der Feministin Amelia Earheart, die als erste Frau den Atlantik im Alleinflug überquerte. Die Flugpionierin machte sich 1937 an eine Weltumrundung - und kehrte nie zurück. Die indische Regisseurin Mira Nair (Monsoon Wedding) besetzte die Hauptrolle mit Oscar-Gewinnerin Hilary Swank (Boys Don't Cry, Million Dollar Baby), die in dem Film und mit blondierter Kurzhaarfrisur der echten Amelia erstaunlich ähnelt.

13 / 21
(Foto: dpa)

Richard Gere hingegen blieb der Oscar bisher verwehrt. Auch mit anderen Auszeichnungen war Hollywood bei ihm bisher sehr sparsam - dafür, dass Gere seit 1975 fast jedes Jahr einen Kinofilm gedreht hat, in vielen Jahren gar zwei bis drei: 1980 erhielt er den Theatre Award für das Broadway-Stück Bent, in dem er einen im Konzentrationslager Dachau inhaftierten Homosexuellen spielte, 2003 einen Golden Globe für die Musical-Komödie Chicago - und 2010 immerhin eine Goldene Kamera als "Bester Schauspieler International". Das war's im Großen und Ganzen. Eigentlich ungewöhnlich für einen Mann, der seit 35 Jahren so fest im Sattel sitzt wie dieser. Ob es daran liegt, dass der Schauspieler mit dem gewinnenden Äußeren im Kino neben der Rolle als Liebhaber fast immer nur die Rolle als Polizist oder Soldat gespielt hat, wie in Ein Offizier und Gentleman (1982), Trau ihm, er ist ein Cop (1990), Der Schakal (1997) und zuletzt in Gesetz der Straße (2010)? Dass er die wirklich schwierigen Charaktere auf der Leinwand nie spielen musste oder durfte?

14 / 21
(Foto: Reuters)

Abseits der Leinwand ist er jedenfalls nicht unbedingt für seine Zurückhaltung bekannt. 2007 küsste er während der Cinema-for-Peace-Charity-Gala auf der Berlinale Kollegin Sharon Stone auf den Mund, ... 

15 / 21
(Foto: Reuters)

... im selben Jahr knutschte er die Bollywood-Schauspielerin Shilpa Shetty auf einer Aids-Gala in Neu-Delhi so heftig, dass er sich später dafür entschuldigen musste. Viele indische Fans hatten Bilder von ihm verbrannt, weil sein Verhalten das indische Ehrgefühl verletzt habe. Ein Haftbefehl wegen "obszöner Handlung" wurde aber wieder aufgehoben.

16 / 21
(Foto: Reuters)

Der Hollywood-Star ist bekennender Buddhist und ein Freund des Dalai Lama. Nachdem er 1993 die Oscar-Verleihung nutzte, um vor der Weltöffentlichkeit die chinesische Tibet-Politik anzuprangern, gilt er in China als persona non grata. Gere engagiert sich außerdem für bedrohte Völker, Aids-Kranke und den Weltfrieden. Gerüchten zufolge ...

17 / 21
(Foto: AP)

... soll er während seiner vierjährigen Ehe mit dem Topmodel Cindy Crawford (1991 bis 1995) den Buddhismus für sich entdeckt haben - da er aber bereits 1987 das Tibet-Haus in New York gründete, darf dies wohl als Seitenhieb auf seine kurze Ehe mit dem Model ad acta gelegt werden. Inzwischen ...

18 / 21
(Foto: AP)

... ist er seit 1996 mit der Schauspielerin Carey Lowell liiert und seit 2002 auch verheiratet. Sie brachte eine Tochter mit in die Ehe; der gemeinsame Sohn wurde nach Geres Vater Homer benannt. Lowell ist ein ehemaliges Bond-Girl (Lizenz zum Töten, 1989).

19 / 21
(Foto: AP)

Inzwischen tritt der 60-Jährige immer öfter mit Brille und immer öfter als flammender Free-Tibet-Redner in der Öffentlichkeit auf, ...

20 / 21
(Foto: dpa)

... die Zeiten als umschwärmter Frauenheld (im Bild als dubioser Anwalt Billy in Chicago, 2003) scheinen mehr oder weniger vorbei zu sein. 

21 / 21
(Foto: AP)

Doch wenn man sich den gereiften Gere genauer ansieht, scheint er auch das mit einer buddhistischen Gelassenheit zu genießen. Er ist und bleibt dann wohl für immer der "Mann für gewisse Stunden" - vom Callboy über den öffentlichen Provokateur bis zum Teilzeit-Buddha.

© sueddeutsche.de/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: