Hip-Hop:Beats, Blödeln, Blasmusik

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Lef Dutti und George Urkwell (von links) liefern eine Show, die sage und schreibe drei Stunden dauert. (Foto: Sebastian Gabriel)

"Dicht & Ergreifend" begeistern in der Olympiahalle

Von Jürgen Moises, München

Lef Dutti und George Urkwell haben nicht zu viel versprochen, in ihrem "Spoiler spoilern"-Video, das vor dem Auftritt von Dicht & Ergreifend in der Olympiahalle auf ihrer Webseite zu sehen war. Wobei: Der "Dixiklostagedive" und "Spliff im Viererbob", das war beides nicht dabei. Und war da irgendwo ein Streichelzoo für Kinder? Aber bei einer Show, die sage und schreibe drei Stunden gedauert hat, kann es schon sein, dass man das eine oder andere vergisst. Dass sie nicht nur groß, sondern auch sehr lang können, das haben Dutti und Urkwell bewiesen. Das gilt genauso für ihre Begleiter DJ Spliff, Goldie Horn und Sir Mix a Lothar an Tuba und Trompete. Und für das Publikum, das nach zweieindreiviertel Stunden immer noch nach Zugaben gerufen hat, und dann auch vier davon bekam.

"Wir machen jetzt nur noch Olympiahalle", sagt am Schluss ein euphorisierter und erschöpfter Lef Dutti. Und auch wenn das nur als Spaß gemeint war: Zuzutrauen wäre es den in Berlin lebenden Niederbayern Fabian Frischmann (Dutti) und Michael Huber (Urkwell). Denn seit der Gründung ihrer Mundart-Hip-Hop-Truppe Dicht & Ergreifend vor fünf Jahren haben sie eine beachtliche Karriere hingelegt, die mit dem Auftritt in der fast ausverkauften Olympiahalle ihren bisherigen Höhepunkt gefunden hat. Dass ihr Erfolg seine regionalen und das heißt vor allem seine sprachlichen Grenzen hat, weil man viele Wortwitze außerhalb von Bayern nicht versteht, das wissen die beiden. Und einen "Bierfahrerbeifahrer" zum Helden eines Hip-Hop-Stücks zu machen: das dürfte auch nur in Bayern funktionieren.

Den "Bierfahrerbeifahrer" spielen Dicht & Ergreifend als Überraschung auf einer kleinen Bühne inmitten des Publikums. Von da geht es nach einer Freestyle-Singalong-Einlage in einem mit Federn gefüllten Einhorn-Gummiboot zurück zur großen Bühne. Stand das Einhorn auf der Spoiler-Liste? Ja. Check. Das gleiche gilt für die 27-Meter-LED-Wand, den Transvestiten-Priester, den Gospelchor in Burkas, die Raumschifflandung (im Intro-Video zu sehen), die Tänzerinnen aus dem "Zipfelschwinga"- und dem "Schofal Boogie"-Video und den Polizist-sucht-Hundekot-Gag mit Hannes Ringlstetter. Der war aber nicht auf der Bühne, sondern per Video von hinter dem Bühnenvorhang zu sehen. "Mehr Gastrapper als Mikrofone" gibt es auch, darunter etwa BBou oder Taiga Trece, die bei "Wach vom Wecka" auftreten. Skero aus Österreich hat bei "Schau her do" seinen Auftritt. Mit mexikanischer Trompeten-Einlage einer der Höhepunkte des Abends. Ähnliches gilt für "Don't believe the Like" und "Ned Dahoam", wo Dutti und Urkwell die Oberflächlichkeiten des Internets und die Fremdenangst ins Visier nehmen. Stehen Dicht & Ergreifend doch nicht nur für Beats, Blödeln und Blasmusik, sondern auch für bissige Sozialkritik.

Ansonsten steht aber klar der Spaß im Zentrum, bei einem sehr unterhaltsamen Konzert, das sich irgendwo zwischen Bierzelt und Familienfeier bewegt. Tatsächlich waren auch die Eltern, Tanten, Onkel, Brüder und andere Verwandte mit im Publikum. Und die Gästeliste war in der Olympiahalle wohl selten so lang. Aber wenn Lef und George zur Party einladen, will eben jeder mit dabei sein.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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