Hertzkammer:Punk am Plattenteller

Alexander Ridha alias Boys Noize im Blitz-Club

Von Martin Pfnür

Als der Hamburger Produzent und DJ Alexander Ridha sein gefeiertes Debütalbum als Boys Noize veröffentlichte, war das so etwas wie die Wiedergeburt des Punk in tanzflächenkompatibler Form. "Oi Oi Oi" nannte Ridha diese ebenso aggressiv analogsynthie-bratzige wie hyperenergetische Electroclash-Platte, deren Cover ein Hybrid aus Totenschädel und Discokugel zierte und deren Titel auf den Oi!-Punk verwies, der sich einst als Arbeiterklassen-Strömung in Abgrenzung zum kommerziellen Erfolg von Punkbands wie den Sex Pistols oder The Clash herausbildete.

Zwölf Jahre ist das nun her. Zwölf Jahre, während derer Ridha sich sowohl mittels seiner eigenen, harschen Produktionen als auch durch Remix-Arbeiten und Kollaborationen für und mit Instanzen wie Depeche Mode, Daft Punk, Snoop Dogg oder Chilly Gonzales zu einem internationalen Renommee aufgeschwungen hat, das längst über den Club-Kontext hinausreicht. Und doch ist der nach Berlin Abgewanderte im Geiste jener Tanzbodenpunk geblieben, als der er einst reüssierte.

Sein jüngstes Album "Mayday" (2016), das wie das Gros seiner Produktionen auf dem eigenen Label "Boysnoize Records" erschien, bewarb er als musikalischen Beitrag zum Tag der Arbeit mit einem Guerilla-DJ-Set am Schlesischen Tor. Anderthalb Stunden lang ließ er es vor einem immer weiter anwachsenden Straßenpublikum krachen, bis die Polizei dem umjubelten Spontan-Auftritt einen Riegel vorschob. Bei seinem DJ-Gig im Blitz-Club dürfte Ridha vor Unterbrechungen durch die Staatsgewalt gefeit sein.

Boys Noize , Freitag, 18. Oktober, 23 Uhr, Blitz-Club, Museumsinsel 1

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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