Hertzkammer:Das Gute der Neunziger

DJ Dr. Rubinstein im Blitz Club

Von Stefan Sommer

Berlin, das sei die Stadt, wo die Leute aus Heimweh hinziehen würden. 1994 sang das der Sänger der Hamburger Band Blumfeld, Jochen Distelmeyer, über die damals zusammenwachsende Hauptstadt. Was für ihn selbst gilt, Distelmeyer lebt heute in Berlin, gilt auch für die DJ Marina Rubinstein. Die Russin studierte 2011 in Tel Aviv. Aus Kaliningrad war sie aus einem konservativen Elternhaus, das sie lieber früher als später unter der Haube sehen wollte, dorthin abgehauen.

Freunde von ihr flogen damals für lange Wochenenden aus Israel in die deutsche Technowelthauptstadt. Das wollte sie auch. Sie wollte selbst sehen, was ihr die anderen von Partys in Weltkriegsbunkern und tagelangen Open-Air-Raves erzählt hatten. Aber das Geld reichte nicht. Sie übernahm Doppelschichten, sparte - und dann: zehn Tage Berlin, zehn Tage wach. Alles, was ihre Freunde versprochen hatten, stimmte. Ein halbes Jahr später kam sie zurück, für einen ganzen Monat. Bald für zwei Monate. Dann blieb sie ganz.

Als Dr. Rubinstein zählt sie heute zu den einflussreichsten und spannendsten DJs der Welt. Mit Künstlerinnen wie SPFDJ, Nina Kraviz und High Future steht sie an der Spitze des momentanen Acid-Revivals. Das Comeback von Rave, Loveparade-Trance und Buffalo-Stiefeln hat sie mit visionären, meditativen DJ-Sets in Berliner Clubs forciert. Dass die gute Seite der Neunziger wieder Eingang in die Clubkultur findet und das Jahrzehnt so vielleicht im popkulturellen Diskurs eine zweite Chance bekommt, geht mit auf ihr Konto.

Telekom Electronic Beats pres. Dr. Rubinstein ; Samstag, 29. Juni, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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