Opernregisseur und Autor:Hans Neuenfels ist tot

Lesezeit: 1 min

Der Regisseur Hans Neuenfels (1941-2022). (Foto: Herbert Neubauer/picture alliance / dpa)

Er war eine zentrale Größe in der Theaterwelt: Der Regisseur, Schriftsteller und Filmautor Hans Neuenfels ist gestorben.

Hans Neuenfels ist nach SZ-Informationen gestorben. Der Theater- und Opernregisseur, Schriftsteller und Filmemacher entfachte mit seinen Arbeiten sehr häufig leidenschaftlich und heftig geführte Dispute, die ihn weit über die Theaterwelt hinaus bekannt machten. 1941 in Krefeld geboren, gehörte Neuenfels zu den Großen der deutschsprachigen Theaterwelt.

In Wien und Essen hatte er Schauspiel studiert und als Sekretär des surrealistischen Malers Max Ernst gearbeitet, der Neuenfels den "Komischen Vogel aus Krefeld" nannte. 1964 begann er in Wien am Theater am Naschmarkt zu inszenieren, 1965 wurde er Oberspielleiter und Chefdramaturg in Trier. Und dort, später auch in Krefeld und Heidelberg, wurde Neuenfels bald zum enfant terrible der Regietheaterkunst, stemmte sich als Avantgardist gegen die überkommene Klassizität der Dichter.

In den Siebzigern wurde Neuenfels dann durch die legendäre Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Michael Gielen und dem Dramaturgen Klaus Zehelein am Frankfurter Opernhaus berühmt. Seine Inszenierung von Giuseppe Verdis "Aida" an der Frankfurter Oper 1981 war der Opernskandal des Jahrzehnts, die Zeit nennt ihn rückblickend 2013 als "bahnbrechend für ein Musiktheater, das die Brisanz der großen Werke freilegte". 2003 fügte er an seine Inszenierung von Wolfgang A. Mozarts Oper "Idomeneo" einen Epilog an, in dem Idomeneo, der König von Kreta, einen Sack mit den abgeschnittenen Köpfen von Poseidon, Jesus, Mohammed und Buddha zum Zeichen seiner Befreiung von Fremdbestimmtheit auf der Bühne ausleert. Die Wiederaufnahme 2006 an der Deutschen Oper Berlin führte zu einem Eklat - die Aufführung drohte, Proteste islamistischer Gruppen zu provozieren und wurde abgesagt.

Von 1986 bis 1990 war Neuenfels Intendant der Volksbühne Berlin, 2010 gastierte er erstmals bei den Bayreuther Festspielen. Der Spiegel nannte ihn 2010 einen "der kreativsten und mutigsten Regisseure des Sprech- und Musiktheaters", die SZ 2011 einen "Bürgerschreck". Seine Memoiren, die er im Alter von 70 Jahren verfasst hatte, erschienen unter dem Titel "Das Bastardbuch".

© SZ/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Klassik
:Den Seelen auf der Spur

Max Ernst nannte ihn den "komischen Vogel aus Krefeld": Der Regisseur, Schriftsteller und Filmautor Hans Neuenfels wird achtzig. Zum Geburtstag eines Bühnengenies.

Von Wolfgang Schreiber

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: