Hannes Thor Halldorsson:Was Islands Torwart für Filmchen dreht

Lesezeit: 2 min

Torwart und Regisseur: der Isländer Hannes Thor Halldorsson (Foto: dpa)

Dass Hannes Thor Halldorsson Torwart der Nationalmannschaft wird, hätte er selbst vor ein paar Jahren nicht geglaubt. Eigentlich ist er Regisseur von Musikvideos und einer Actionklamotte.

In Island wohnen etwa 300 000 Menschen. Vielleicht ist das der Grund, dass ein Mann, der genau zwei Einträge in der Filmdatenbank IMDb hat, als einer der bekanntesten und gefragtesten Regisseure des Landes gehandelt wird. Vielleicht ist aber auch alles ein bisschen übertrieben, was ausländische Medien über Hannes Thor Halldorsson, den Torwart der isländischen Nationalmannschaft schreiben. In großen Fußballnationen wie Deutschland findet man es einfach unerhört putzig, dass ein Profifußballer noch etwas anderes kann als Fußballspielen.

Später Aufstieg

Tatsächlich arbeitete Halldorsson jahrelang als Regisseur. Er drehte vor allem Musikvideos und Werbefilme, aber auch Dokumentationen und einen Spielfilm.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Mitglied der kleinen isländischen Nationalmannschaft noch einen Brotberuf hat. Was die Geschichte Halldorssons so reizvoll macht, ist sein später Aufstieg in der Fußballwelt: Als Jugendlicher galt Halldorsson als talentierter Nachwuchstorhüter, doch mit 14 Jahren hatte er einen Skiunfall, bei dem er sich die Schulter auskugelte. Jahrelang litt er unter den Folgen, die Sportkarriere schien vorbei. Also orientierte Halldorsson sich um und machte Filme. Mit dem Fußball hatte er schon abgeschlossen. Aber als ein Bekannter ihn fragt, ob er nicht als Aushilfstorwart in der dritten isländischen Liga einspringen könne, lässt Halldorsson sich überreden. Er fängt wieder an zu trainieren, steigt in kurzer Zeit in die zweite Liga auf, dann in die erste, schafft es in die Nationalmannschaft. Mit der hat er es nun unglaublicherweise ins Achtelfinale geschafft, noch vor dem Favoriten Portugal.

Die fußballerischen Fähigkeiten des Hannes Thor Halldorsson sind der Welt also seit dieser EM bekannt - aber wie sieht es mit den cineastischen aus?

Vorliebe fürs Nostalgische

Der Regisseur Halldorsson hat offenbar einen Hang zum Pathos zu haben, zumindest legt das sein bekanntestes Werk nahe, das Musikvideo der isländischen ESC-Kandidaten Gréta Salóme und Jónsi aus dem Jahr 2012. Für ihr Lied "Never Forget" entwarf er vor isländischer Schneekulisse das düstere Märchen zweier verlassener Kinder:

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Die Vorliebe fürs Nostalgische findet sich auch in anderen Arbeiten. Da wäre etwa das Musikvideo für die Band "Í svörtum fötum", für das Halldorsson in braunstichiger Familienfilm-Ästhetik die vergangenen Glücksmomente einer Kleinfamilie heraufbeschwört:

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Oder das Video des isländischen Tenors Gardar Cortes, in dem Halldorsson eine Schar Kinder ihr Spiel vor den grünen Weiten der isländischen Hügel unterbrechen lässt, um Klängen klassischer Musik zu lauschen:

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Sein einziger Spielfilm bisher geht dagegen in eine andere Richtung. Er heißt "Leynilögga" und soll dem Magazin "11 Freunde" zufolge eine Actionkomödie sein, in der zwei Polizisten sich wilde Verfolgungsjagden liefern.

Doch je erfolgreicher Halldorsson als Fußballer wurde, desto mehr wurde sein zweiter Beruf zur Belastung. 2013 entscheidet er, sich ganz auf den Sport zu konzentrieren. Ganz aufgegeben hat er den Film allerdings nicht. Im Augenblick, hat er "11 Freunde" verraten, schreibt er am Drehbuch zu einem Geisterthriller im Stile Stephen Kings. Mit Wiederauferstehungen kennt er sich ja aus.

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