Lohheide:75 Jahre nach Befreiung: Überlebende treffen sich

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Ein Obelisk steht vor einer Inschriftenwand auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte. (Foto: Holger Hollemann/dpa/Archivbild)

Rund 100 Holocaust-Überlebende wollen im Frühjahr zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen in die Lüneburger Heide kommen. In dem...

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Lohheide (dpa/lni) - Rund 100 Holocaust-Überlebende wollen im Frühjahr zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen in die Lüneburger Heide kommen. In dem Lager waren Ende des Zweiten Weltkrieges viele Kinder inhaftiert. Von den etwa 3500 Mädchen und Jungen unter 15 Jahren starben rund 600 an Entkräftung, Krankheiten oder Gewalt. Zu den Todesopfern zählte auch Anne Frank, die mit ihren Tagebüchern posthum weltbekannt wurde.

„Ganz entscheidend ist, dass dieser 75. Jahrestag nicht als Schlusspunkt oder Schlussstrich verstanden wird“, sagte der Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Jens-Christian Wagner, der Deutschen Presse-Agentur. „Gerade weil es einen Rechtsruck in ganz Europa und weltweit gibt, müssen wir versuchen, historisch fundiert Aktualitätsbezüge herzustellen.“

Die Hauptrede bei der Gedenkveranstaltung am 19. April wird Anita Lasker-Wallfisch halten. Sie ist eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters im Vernichtungslager Auschwitz und war auch in Bergen-Belsen inhaftiert. Kurz nach Kriegsende emigrierte die Cellistin nach Großbritannien, wo sie bis heute lebt. In diesem Sommer erhielt die 94-Jährige den Deutschen Nationalpreis für ihr Bemühen um Verständigung und ihr Eintreten gegen Antisemitismus und Ausgrenzung.

Wer für die Bundesregierung und für Europa an der Gedenkveranstaltung teilnimmt, steht noch nicht fest. Zum 70. Jahrestag der Befreiung hatte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck eine Rede gehalten. Anita Lasker-Wallfisch war dabei, als die britische Königin Elizabeth II. im Juni 2015 erstmals Bergen-Belsen besuchte.

Britische Soldaten hatten das Lager am 15. April 1945 befreit. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens. Allein zwischen Januar und Mitte April 1945 waren in Bergen-Belsen mindestens 35 000 Menschen gestorben. Weil die Kapazität des Krematoriums am Schluss nicht mehr ausreichte, lagen Tausende Leichen auf dem Gelände. Die Briten bestatteten mehr als 20 000 Opfer in Massengräbern und fackelten die meisten Holzbaracken wegen der Seuchengefahr ab.

Insgesamt werden zu den Gedenkveranstaltungen mehr als 300 Gäste aus dem Ausland erwartet. Darunter sind auch etwa 50 Frauen und Männer, die im Displaced Person Camp (DP) Bergen-Belsen geboren wurden. Nur anderthalb Kilometer entfernt von den Massengräbern entstand 1945 die erste jüdische Gemeinde Deutschlands nach dem Krieg. Bis 1950 bereiteten hier viele Juden ihre Auswanderung vor.

Eine Ausstellung mit dem Titel „Befreit. Und dann?“ thematisiert die Wege der Überlebenden nach der Befreiung. Sie soll von Mitte April an im niedersächsischen Landtag zu sehen sein. „Befreit! Und dann?“ lautet zudem der Titel eines Geschichtswettbewerbs für 15- bis 25-Jährige, den die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten und das NDR Landesfunkhaus in Hannover ausgeschrieben haben. Junge Menschen werden dazu aufgerufen, auf Spurensuche in Niedersachsen zu gehen und Geschichten von Opfern und Tätern zu recherchieren.

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