Es brauchte wenige Sätze, um den Ton für die Tagung zu setzen, den Raum zu beschreiben, vielleicht auch: seine Grenzen. Zu Beginn der Konferenz "Erinnern, um (nicht) zu vergessen" - das "nicht" im Original wie eine Mahnung durchgestrichen - sprach Vera Szackamer, Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland, vom Erinnern als Last, als Bürde, als Zwang. Ihr Vater stammt aus Polen und wurde nach Sibirien verbannt, ihre Mutter und Großmutter überlebten Auschwitz. "Bei uns zu Hause gab es kein Lachen und kein Weinen." Nur wenn die Nachbarin kam, weinte die Mutter: Die Frauen kannten sich aus dem Lager. "Natürlich" habe sie den Sohn von Auschwitz-Überlebenden geheiratet, so Szackamer, ihren Kindern die Namen ermordeter Angehöriger gegeben. Erst ihnen, den Enkeln, konnten Szackamers Eltern, die zuvor nicht reden konnten oder nicht zu reden vermochten, alles erzählen.
Zentralrat der Juden in Deutschland:"Das ist traurig"
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In Berlin sucht die Konferenz "Erinnern, um (nicht) zu vergessen" nach neuen Ansätzen für eine Gedenkpolitik in der pluralistischen Gesellschaft.
Von Sonja Zekri
Exklusiv Soziologin Eva Illouz über die Linke und Identitätspolitik:Unter Opfern
Wir Linken kämpften einst für gemeinsame, universale Werte. Geblieben sind Leidenskonkurrenz und paranoide Selbstbespiegelung. Die Profiteure? Stehen weit rechts.
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