Frauen im Film:Wie sehen die Gespräche aus? Worüber wird gesprochen?

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Frauen im Film: Der Schuh des Manitu, 7 Zwerge - Männer allein im Wald, Der bewegete Mann: Wer spricht in deutschen Filmen mit wem und worüber?

Der Schuh des Manitu, 7 Zwerge - Männer allein im Wald, Der bewegete Mann: Wer spricht in deutschen Filmen mit wem und worüber?

Wirklich interessant aber wird es, wenn man die Filme, die bestanden haben, etwas kritischer betrachtet. Wie sehen die Gespräche aus? Wer führt sie? Worüber wird gesprochen? Es gibt Varianten des Tests, die Bechdels ursprüngliche Idee präzisieren: Um den Test zu bestehen, verlangen manche, müssen die zwei Frauenfiguren einen Namen haben; andere fordern, ihr Gespräch müsse mindestens 60 Sekunden dauern. Wenn man diese beiden Bedingungen in den Kriterienkatalog aufnimmt, besteht kaum einer der 15 Filme.

Schminktipps und Beziehungsprobleme

Selbst bei den wenigen, die die Kriterien zumindest ansatzweise erfüllen, ist das Ergebnis ernüchternd: In "7 Zwerge - Männer allein im Wald" gibt es genau eine Szene, in der zwei Frauen miteinander sprechen. Die Szene ist ungefähr eine Minute lang, aber trotzdem könnte man darüber streiten, ob sie den Test besteht, schließlich gibt sich darin die eine Frauenfigur der anderen Frauenfigur gegenüber als ein Mann aus. Ist man in diesem Punkt großzügig und schaut nur auf den Inhalt des Gesprächs, kommt man zu dem Schluss: Die beiden reden tatsächlich über etwas anderes als einen Mann - nämlich über ein kosmetisches Verfahren, das ewige Jugend verspricht.

In "Keinohrhasen" gibt es keine Szene, die an der Eine-Minuten-Marke kratzt. Das längste Gespräch zwischen zwei Frauen mit Namen über etwas anderes als einen Mann dauert etwa zehn Sekunden. Das Thema: die Beziehungsprobleme eines prominenten Paares.

Der größte Vorzug des Tests ist auch sein größter Nachteil

Nun gibt es sehr schlüssige Einwände gegen den Bechdel-Test. Einer lautet: Es existieren Filme, die aufgrund ihres Plots oder Genres nur schwerlich bestehen können. "7 Zwerge - Männer allein im Wald" handelt von einem sektenähnlichen Männerbund, der sich vor Frauen fürchtet - kein Wunder, dass weibliche Charaktere da in der Minderzahl sind. "Keinohrhasen" ist eine Liebeskomödie, in der eben hauptsächlich über Liebe gesprochen wird. Andererseits: Wieso finden sich beispielsweise in "Keinohrhasen" etliche Dialoge, in denen zwei Männer über etwas anderes als eine Frau reden?

Es gibt allerdings ein Argument gegen den Bechdel-Test, das nicht zu relativieren ist. Der Test ist so eindrücklich, weil er auf sehr einfachen, für jeden objektivierbaren Kriterien beruht. Genau dieser Vorzug ist aber auch sein größter Nachteil. Denn der Bechdel-Test sagt absolut nichts über die Darstellung von Frauen in Filmen aus. Würde jemand einen Film über eine selbstbewusste Managerin drehen, die sich allein in der männerdominierten Unternehmenswelt durchsetzt, fiele dieser höchstwahrscheinlich durch. Ein Film über vier anorektische Models aber, die ohne Unterlass über Mode und Kosmetik reden, müsste als bestanden gelten.

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