Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Neu in Kino & Streaming: Achtung, frei laufende, stark bedröhnte Wildtiere! Brooklynn Prince (links) als Dee Dee und Christian Convery als Henry in einer Szene von "Cocaine Bear".

Achtung, frei laufende, stark bedröhnte Wildtiere! Brooklynn Prince (links) als Dee Dee und Christian Convery als Henry in einer Szene von "Cocaine Bear".

(Foto: Universal Studios)

In "Cocaine Bear" sorgt ein berauschter Bär für Wirbel, in "Suzume" ein riesiger Wurm für Erdbeben - die Filmstarts der Woche in Kürze.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Cocaine Bear

Jakob Biazza: Ja, ein Bär. Ja, auf Kokain. Viel Kokain. Dazu ein paar Menschen im Wald. Letztere zumeist bald tot. "Der Weiße Hai" im Grunde, aber im Unterholz. Und auf Koks. Und mit Fell und ohne Kiemen. Die Wahnsinns-Suspense, bis man die Bestie das erste Mal richtig sieht, fehlt bei Elizabeth Banks. Ansonsten identisch. Und auch ansonsten ein an sich wirklich großer Film. Nicht unbedingt, was Logik betrifft, Charakterentwicklung, Handlung oder Motivation der Akteure. Aber dafür mit Tieren. Witzig ist er auch immer mal wieder.

Der Fuchs

Anna Steinbauer: Während um ihn herum der Zweite Weltkrieg in seiner ganzen Brutalität tobt, ist der österreichische Frontsoldat Streitberger vor allem damit beschäftigt, sich um einen Fuchswelpen zu kümmern. Regisseur Adrian Goiginger findet nach dem autobiografischen Erfolgsdrama "Die beste aller Welten" erneut seinen Filmstoff in der eigenen Familie: Er erzählt die bemerkenswerte Geschichte seines Urgroßvaters, der mit fünf Jahren als Knecht an einen reichen Bauern verkauft wurde, weil die Familie ihn nicht durchbringen konnte. Ein rührendes, erstaunlich unpolitisches Drama um Zugehörigkeit, Heimat und Identität, das drastische Bilder nicht scheut und bei dessen Soundtrack die Streicher ab und zu ein bisschen zu dick auftragen.

Die drei Musketiere - D'Artagnan

David Steinitz: Ein im besten Sinne klassischer Mantel-und-Degen-Film nach Alexandre Dumas. Der französische Regisseur Martin Bourboulon adaptiert den Roman aber deutlich ausführlicher und detailverliebter als die meisten anderen Verfilmungen, denn er macht aus dem Buch gleich zwei Kinofilme. Teil eins - "D'Artagnan"- startet jetzt, Teil zwei - "Mylady" - folgt kurz vor Weihnachten. Ein verdienstvoller Wiederbelebungsversuch für das nahezu ausgestorbene Genre des Abenteuerfilms.

Im Taxi mit Madeleine

Carlotta Wald: In Taxis landen die letzten Momente einer ereignisreichen Nacht, eines spektakulären Termins oder eines völlig schief gelaufenen Abendessens bei Freunden, nicht selten werden ihre Fahrer zu Zeugen von Anfängen und Enden. Sie begleiten die Passagiere auf diesem Weg. Was für ein Weg das sein würde, ahnt der frustrierte Pariser Taxifahrer Charles (Dany Boon) nicht, als er die 93 Jahre alte Dame Madeleine (Line Renaud) aufgabelt. Etwas spitz, gleichwohl charmant, verwickelt Madeleine ihn in ein Gespräch und macht ihn zum Gefährten: Charles soll die Dame in ein Altersheim bringen, in das ihr Freigeist weder will noch gehört. Kurve um Kreuzung lässt sie ihr Leben Revue passieren. Die zittrige Dame entpuppt sich als Vorreiterin ihrer Zeit, als eigenwillige Feministin. Der Blick durch den Rückspiegel mündet dann aber in einer nett dahinplätschernden Retrospektive eines bewegten Lebens, die Taxifahrt in einem Roadmovie bei Tempo 30.

Irgendwann werden wir uns alles erzählen

Kathleen Hildebrand: Thüringen im Nachwendesommer 1990: Die 19-jährige Maria (Marlene Burow) beginnt eine Affäre mit dem Besitzer des Nachbarhofs. Henner ist 40, noch fesch, aber auch ein düsterer, ruppiger Typ, der nicht weiß, wie es nach dem großen Umbruch der Wiedervereinigung weitergehen soll. Es ist, als würden die Grillen in Emily Atefs Romanverfilmung so aufgeregt zirpen, weil sie ahnen, dass das nicht gut ausgehen wird. Atef erzählt in golden sonnigen Bildern von Obsession, Orientierungsverlust, aber auch von einer sexuell selbstbestimmten jungen Frau. Ein fesselnder Film.

Mi país imaginario - Das Land meiner Träume

Philipp Stadelmaier: Patricio Guzmán hat schon viele Filme über seine Heimat Chile und die Pinochet-Ära gemacht, die ihn zum Exilanten machte. Hier filmt er die Proteste von 2019, in denen das Land aufsteht gegen Patriarchat, Armut und das Erbe der Diktatur. Interviewt werden ausschließlich Frauen - die Revolution ist feministisch. Ein begeisternder Film, der mit etwas endet, was äußerst selten geworden ist: mit Optimismus und Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Suzume

Magdalena Pulz: Ein actionreicher Katastrophenfilm, ein sehenswerter Roadtrip durch Japan und eine Romanze, in der Liebe mehrere Bedeutungen haben darf: Der neue Anime-Hit von Makoto Shinkai, der sich 2016 mit "Your Name" einen internationalen Namen gemacht hat, ist all das und noch mehr: Die 17-jährige Suzume reist zusammen mit ihrem männlichen Sidekick, der in einen dreibeinigen Kinderstuhl verwandelt wurde, durch Japan. Gemeinsam kämpfen sie gegen einen riesenhaften Wurm, der versucht, das Land zu zerstören. Ein Spektakel, das nicht nur Anime-Fans begeistern dürfte.

The Five Devils

Tobias Kniebe: Mit ihrem wuchtigen Afro-Haarschopf ist die zehnjährige Vicky (Sally Dramé) eine Ausnahmeerscheinung in ihrem Kaff in den französischen Alpen. Aber nicht nur das: Magische Fähigkeiten erlauben es ihr, in die Jugend ihrer Mutter (Adèle Exarchopoulos) einzutauchen, die einst eine lokale Schönheitskönigin war. So kann Vicky durch die Zeit reisen und die verborgenen Sehnsüchte der Erwachsenen um sie herum verstehen, die von einem schrecklichen Ereignis vor ihrer Geburt geprägt sind. Die Regisseurin Léa Mysius liebt es, Alltägliches und Fantastisches zu verbinden, das gelingt ihr auch in ihrem zweiten Spielfilm unangestrengt und stimmungsvoll.

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:An den Grenzen der Liebe

Im Sommer 1990 hat eine junge Thüringerin eine Amour Fou mit einem viel älteren Mann. Zum Skandalpotenzial von Emily Atefs neuem Film "Irgendwann werden wir uns alles erzählen".

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