Death of a Ladies' Man
Anke Sterneborg: Singende Studenten, tanzende Sportler, Frankensteins Monster an der Bar, eine Kellnerin mit Tigerkopf, Gespräche mit dem Vater, der viele Jahre tot ist ... Der alternde Literaturprofessor Samuel ahnt, dass die surrealen Halluzinationen etwas mit seinem Alkoholkonsum zu tun haben könnten, um dann mit der Diagnose Gehirntumor konfrontiert zu werden. Das nahende Ende wird zum Anlass, sich Gedanken zu machen, über das Leben, die Liebe, die begangenen Fehler und die erlebten Traumata. Die Melancholie des Abschieds wird unter der Regie von Matt Bissonnette sanft überhöht, durch die Songs von Leonard Cohen, die surreale Märchenhaftigkeit der Visionen und die hinreißende Präsenz von Gabriel Byrne, der dem selbstverliebten Schwerenöter einen unwiderstehlichen Charme verleiht, ohne seine Defizite zu beschönigen.
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Im Nachtlicht
Doris Kuhn: Eine Schreinerin soll eine uralte Mühle im Wald renovieren. Der Job gefällt ihr - bis auf die wunderlichen Menschen, die sie dabei trifft. Ein Regiedebüt, das altbekannte Themen streift: das Märchen vom Werwolf, die Gier nach Macht, den Traum von Rächerinnen, die sich einer überall lauernden sexuellen Gewalt entgegenstellen. Misha L. Kreuz versucht sich eher unbeholfen am Horrorgenre, besonders gruselig wird es nie, außer bei der Interpretation vom Geisteszustand ganz normaler Männer.
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Loving Highsmith
David Steinitz: Das Frühstücksgetränk: Gin mit einer Nuance Orangensaft. Die Lebenseinstellung: misanthropisch. Das Liebesleben: kompliziert. Die Schweizer Regisseurin Eva Vitija porträtiert in ihrem Dokumentarfilm die Schriftstellerin Patricia Highsmith und legt den Schwerpunkt auf ihre Affären und Beziehungen mit Frauen und wie ihre Homosexualität und die Lebensumstände, unter denen sie diese ausleben musste, ihr Werk beeinflusst haben. Der Film gibt ein paar schöne Einblicke ins Leben der Bestsellerautorin, kommt an die geniale Highsmith-Biografie von Joan Schenkar aus dem Jahr 2015 aber nicht heran.
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Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
Annett Scheffel: J.K. Rowling hat der Kritik der Fans aufmerksam gelauscht. Der dritte Teil ihres Harry Potter-Spin-offs von David Yates wirkt weniger unübersichtlich als der zweite und verzichtet auf verwickelte Nebenhandlungen. Grindelwald wurde ausgetauscht: Mads Mikkelsen ist als Bösewicht so süffisant wie Johnny Depp, aber viel nuancierter. Auch die homosexuelle Liebe zwischen ihm und Dumbledore wird endlich ausgesprochen. Nur Newt Scamander, der eigentlich Held der Fantasy-Reihe, gerät im großen Zauberkampf zwischen Gut und Böse ein wenig aus dem Blick. Dafür taucht der Film tief in ein die apokalyptische Stimmung des Dreißigerjahre-Berlins ein. Und Peter Simonischek ("Toni Erdmann") hat eine witzige Nebenrolle.
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Der Waldmacher
Philipp Stadelmaier: Volker Schlöndorff porträtiert in seinem Essayfilm den australischen Agronomen Tony Rinaudo und dessen jahrzehntelanges Engagement in Afrika bei der Wiederbegrünung der Sahelzone durch einen Rückgriff auf unterirdische Wurzelsysteme. Der Unterton ist religiös, das Bewusstsein planetarisch: Schlöndorff geht es weniger um die Ausstellung eigenen Denkens und Sehens als ums Weitergeben des nützlichen Wissens anderer.
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Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?
Tobias Kniebe: Dies ist die Art von Film, wo zwei Menschen auf der Straße zusammenstoßen und dann füreinander bestimmt sind, aber ein Fluch sie daran hindert, sich wiederzusehen. Während Lisa und Giorgi sich suchen müssen, feiert Regisseur Alexandre Koberidze, der in Berlin studiert hat, seine georgische Heimat und die Stadt Kutaissi als ein magisches Reich des Lichts, der Kinder und der Straßenhunde mit würdevollen Persönlichkeiten. Seine märchenhafte und humorvolle Bildersymphonie, untermalt mit Klängen seines Bruders Giorgi, ist zugleich die denkbar schönste Antwort des Kinos auf jede mörderische Aggression. Zu wissen, dass diese gleich hinter der georgischen Grenze lauert, macht jedes Bild nur kostbarer.
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Wo in Paris die Sonne aufgeht
Annett Scheffel: Die Kurzgeschichten des New Yorker Comiczeichners Adrian Tomine erzählen so nüchtern von der Einsamkeit junger Großstädter, man kann sie sich nur schwer als Liebesdrama auf großer Leinwand vorstellen. Zumal Jacques Audiard eher für seine muskulösen Thriller und Macho-Figuren bekannt ist. Mit Ende 60 lenkt der französische Regisseur sein Kino aber noch einmal in neue Bahnen und inszeniert ein modernes Beziehungsviereck in den ganz und gar unromantischen Hochhäusern des 13. Pariser Arrondissements. Ein Gegenwartsfilm in Schwarz-Weiß mit hinreißenden Darstellern und viel emotionaler Ambivalenz. Wie Nouvelle Vague für das Jahr 2022.